Als sich am 7. Januar 1919 rund 4000 Erwerbslose auf der Münchner Theresienwiese versammelten, lag der friedliche Umsturz Kurt Eisners genau zwei Monate zurück. Auch damals hatte alles mit einer Großkundgebung auf dem weiten Areal vor der überdimensionalen Bavaria-Statue begonnen. Nur war die Stimmung dieses Mal anders – aufgeladener, gereizter, aggressiver. Unter dem Motto „Wählerei und Parlamentarismus sind Volksbetrug. Den Räten gehört die Macht“ mobilisierte die Münchner KPD das Heer der Arbeitslosen. Die aufgebrachte Menge bewegte sich zum Ministerium für soziale Fürsorge. Kaum erschien Minister Hans Unterleitner (MSPD) auf dem Balkon, stürmten die Demonstranten das Gebäude. Einheiten der „Republikanischen Schutztruppe“ griffen ein. Es fielen Schüsse. Drei Demonstranten wurden getötet und weitere sechs verletzt. Drei Tage später folgten weitere Tumulte und Schießereien, wieder griff die „Republikanische Schutztruppe“ ein. Dieses Mal gab es sechs Tote und 16 Verletzte.
Obwohl die Münchner Januarunruhen nicht annähernd so viele Blutspuren hinterließen wie der zeitgleiche Berliner Januaraufstand, markierten sie einen Wendepunkt der bayerischen Revolution. Erstmals gab es Tote und Verletzte in größerer Zahl, und fast schien es so, als habe Ministerpräsident Eisner seine politische Unschuld verloren. Schon am 5. Dezember 1918 hatte er dem Drängen von Innenminister Erhard Auer (MSPD) nachgegeben und mit der Ausschreibung von Landtagswahlen für den 12. Januar 1919 den Weg zur parlamentarischen Demokratie frei gemacht. Im Lauf des Dezember schloss sich auch die Mehrheit der bayerischen Rätegremien dieser Linie an. Nur eine radikale Minderheit in München pochte weiterhin auf ihre Rolle als Revolutionswächter, allen voran der „Revolutionäre Arbeiterrat“ und die „Münchner Vereinigung der revolutionären Internationalisten“. Hinzu gesellte sich die am 11. Dezember gegründete Münchner Sektion des „Spartakusbundes“. Nichts fürchteten die Radikalen mehr als die absehbare Niederlage bei den kommenden Landtagswahlen…
Autor: Prof. Dr. Martin Hille
Den vollständigen Artikel lesen Sie in DAMALS 11/2018.