Revolutionen werden geprägt von Individuen, die im entscheidenden Augenblick aus der Masse hervortreten. Die Idealisten, die dies 1918/19 in Bayern taten, versuchten laut Kurt Eisner das schier Unmögliche: die Idee, das Ideal und die Wirklichkeit miteinander zu vereinen. Zu ihnen gehörte neben Eisner der niederbayerische Bauernbündler Ludwig Gandorfer (1880 –1918), der Eisner die Unterstützung der Bauern sicherte und dafür sorgte, dass neben Arbeiter- und Soldaten- auch Bauernräte gebildet wurden. Die Frauenrechtlerin Anita Augspurg (1857–1943) war schon im Vorfeld maßgeblich daran beteiligt, dass der Freistaat Bayern das Frauenwahlrecht einführte, und der Initiator der „zweiten Räterepublik“ Eugen Leviné (1883 –1919) war einer der letzten kommunistischen Revolutionäre des 20. Jahrhunderts, die gegen die Parteidoktrin handelten – er setzte sich gegen das strikte Verbot der KPD an die Spitze einer Revolution.
Die größten Idealisten unter den Revolutionären waren jedoch die zahlreichen Schriftsteller, die sich an der Revolution beteiligten. Viele von ihnen zählten zur Schwabinger Bohème. Darunter war der in Lübeck geborene Apothekersohn Erich Mühsam (1878 –1934), der als Anarchist gegen Monarchie und Militarismus für Freiheit und Selbstbestimmung kämpfte. Er war führend an der Ausrufung der „ersten Räterepublik“ beteiligt, die zu seinem Bedauern ohne die Unterstützung der Kommunisten auskommen musste – ahnte er doch, dass die Revolution ohne die Zusammenarbeit aller revolutionären Kräfte dem Untergang geweiht war. Nach Ende der Revolution verbrachte Mühsam fünf Jahre in Festungshaft. Anschließend ging er nach Berlin und versuchte, eine Volksfront gegen den Nationalsozialismus aufzubauen. Nach dem Reichstagsbrand im Februar 1933 wurde Mühsam verhaftet. 1934 ermordeten ihn bayerische SS-Männer im KZ Oranienburg…
Autorin: Dr. Michaela Karl
Den vollständigen Artikel lesen Sie in DAMALS 11/2018.