Als Christoph Kolumbus 1492 nach langer Schiffsreise in der mittelamerikanischen Karibik landete und diese Inseln als einen Teil „Indiens“ für Spanien in Besitz nahm, irrte er nicht nur darin, wo er sich eigentlich befand. Er irrte ebenso darin, was die historische Bedeutung dieser Reise sein würde – nämlich nicht, wie Kolumbus meinte, der Abschluss der europäischen Erdentdeckung und die baldige Errichtung eines globalen Christentums, sondern erst der Beginn jenes Prozesses, den wir die europäische Expansion nennen und in dessen Verlauf die europäische Wahrnehmung mit immer neuen, bis dahin unbekannten Menschen, Kulturen und Völkern konfrontiert wurde. Schon früh versuchte man, diese Völker zu charakterisieren und zu kategorisieren, um ihre vermeintliche natur- und gottgewollte Zurückgebliebenheit im Vergleich zur europäischen Zivilisation festzustellen und damit ihre Bekämpfung und Versklavung zu begründen.
Dafür bot sich ein neues Konzept an, das im selben Jahr, in dem Kolumbus in Amerika landete, in seiner Wahlheimat Spanien zu einem politischen Grundbegriff der Unterscheidung von Menschengruppen geworden war: „Rasse“. Der bereits seit einigen Jahrhunderten stattfindende Prozess der „Reconquista“, der christlichen Rückeroberung der seit dem 8. Jahrhundert muslimisch beherrschten Iberischen Halbinsel, fand mit der Schlacht von Granada 1492 seinen Abschluss. Bis dahin waren viele der in Spanien lebenden Muslime und Juden unter dem stetig zunehmenden Druck der christlichen Könige und ihrer Truppen zum Christentum konvertiert, oftmals aber nur formal, um weiterer Verfolgung zu entgehen…
Autor: Prof. Dr. Christian Geulen
Den vollständigen Artikel lesen Sie in DAMALS 06/2018.