Als in der Sowjetunion nach 1917 erstmals mit dem Aufbau eines sozialistischen Staates begonnen wurde, weckte dies bei vielen Menschen die begeisterte Erwartung, ein irdisches Paradies sei im Entstehen, in dem Gleichheit und Gerechtigkeit dem gesellschaftlichen Zusammenleben neue Bahnen vorgeben würden. Bevor sich die siegreichen Revolutionäre des „roten Oktober“ aber daranmachen konnten, die sozialen Trümmerhaufen der alten Zarenmacht und des Ersten Weltkriegs aus dem Weg zu räumen, folgten drei weitere verlustreiche Jahre des Bürgerkriegs.
Angesichts der 16 Millionen Menschen, die zwischen 1914 und 1922 in Sowjetrussland durch Krieg, Hunger und Terror starben, notierte der Schriftsteller Boris Pasternak, später weltberühmt durch seinen Roman „Doktor Schiwago“, in sein Tagebuch, dass „sogar die Luft nach Tod riecht“.
Fast überall im Sowjetstaat lebten die Menschen damals in Furcht und Not. Das war nicht die Revolution, für die viele gekämpft hatten. Selbst Lenin und seine Parteigänger mussten sich 1921 eingestehen, dass das in Chaos und Elend versinkende Land auf seinem Gewaltmarsch in den Sozialismus dringend eine Atempause benötigte. Die Fabriken und Städte entvölkerten sich, und so drohte die von den politisch siegreichen Bolschewiki ausgerufene „Diktatur des Proletariats“ zu einer Diktatur ohne Proletariat zu werden. Resigniert erklärte Leo Trotzki, „dass wir nicht so unmittelbar nahe dem Endziel, der Eroberung der Macht, der Weltrevolution, stehen“. Diese Einsicht zwang dazu, das terroristische Notstandsregime des Bürgerkriegs zu beenden…
Autor: Prof. Dr. Klaus Gestwa
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