Laut einer osmanischen Chronik des 15. Jahrhunderts wurde Osman (gest. 1324/1326), dem Namensgeber des Osmanischen Reiches, in einem Traum prophezeit, dass „Allah der Allerhabene“ ihm und seinem Geschlecht „Herrschertum zugedacht“ habe. Osman war im frühen 14. Jahrhundert allerdings nur einer von zahlreichen konkurrierenden muslimischen Fürsten, die in Anatolien ansässig waren. Bis etwa Mitte des 15. Jahrhunderts waren die Osmanen eine Regionalmacht; erst Sultan Mehmed II. (1451–1481) gelang es gewissermaßen, den Traum Osmans Wirklichkeit werden zu lassen. Mit der Eroberung Konstantinopels im Jahr 1453 besiegelte er nicht nur das Ende des Byzantinischen Reiches, sondern trat gleichzeitig dessen Erbe an und löste damit im christlichen Europa geradezu einen Schock aus.
Die Eroberung Konstantinopels war allerdings der Endpunkt in einer langen Reihe von Unterwerfungen, die zuvor im Verlauf von mehreren Jahrzehnten auf europäischem Boden erfolgt waren. Bedenkt man, dass das Byzantinische Reich Mitte des 15. Jahrhunderts sich mehr oder weniger nur noch auf die Stadt und ihr Hinterland beschränkte, war der Fall Konstantinopels nur eine Frage der Zeit gewesen. Dennoch breitete sich die Kunde der Eroberung wie ein Lauffeuer aus – verbunden mit unzähligen Berichten von „Türkengreueln“, die maßgeblich für das in Europa in der Folge kultivierte und verfestigte „Türkenbild“ sein sollten…
Autor: Prof. Dr. Yavuz Köse
Den vollständigen Artikel lesen Sie in DAMALS 11/2019