Kaum ein Mythos ist über Jahrhunderte hinweg so eng mit der deutschen Geschichte verbunden gewesen wie jener der Nibelungen. Die Spurensuche beginnt im Zeitalter der Völkerwanderung mit der historisch verbürgten Zerschlagung des Burgundenreichs. Doch das um 1200 erstmals aufgeschriebene „Nibelungenlied“ bietet keine Nacherzählung der historischen Ereignisse, sondern bedient sich ihrer, um aus diesen Versatzstücken eine Handlung zu formen, die die Menschen des 13. Jahrhunderts ansprach. Richard Wagners „Ring des Nibelungen“ bildet den Höhepunkt der neuzeitlichen Rezeption des dramatischen Stoffs, die National‧sozialisten vereinnahmten die Nibelungen als vermeintliche Vorbilder für den „Kampf bis zum Letzten“.
Unser Bild: „Wie Kriemhild zu König Etzel geführt wird“. Buchmalerei aus der Hundeshagen’schen Handschrift des „Nibelungenlieds“, 15. Jahrhundert. (AKG)