Wie konnte es geschehen, dass Ärzte Tausende Behinderte und Kranke töteten, statt ihnen zu helfen? Auch mit der Distanz von gut 70 Jahren gibt es auf diese Frage keine eindeutige Antwort. Diese und andere Verbrechen, von Ärzten begangen, die dem Wohl ihrer Patienten verpflichtet sein sollten, bleiben monströs: Die massenhaften Zwangssterilisierungen griffen zutiefst in das Selbstbestimmungsrecht der Betroffenen ein. Das „Euthanasie“-Programm, als „Gnadentod“ etikettiert, war schlicht Mord. Und die Menschenversuche zeugen davon, dass die Täter im weißen Kittel in einer Mischung aus Allmacht-Gefühl und Pflichtvergessenheit Wehrlosen Unvorstellbares zufügten. Wie sich bei Medizinern die Maßstäbe verschoben hatten, belegt eine Aussage von Hitlers Begleitarzt Karl Brandt im Nürnberger Ärzteprozess. Kohlenmonoxyd sei die „humanste“ Methode, um Kranke zu töten, erklärte Brandt. Dies sei ein Beispiel dafür, was passiere, „wenn in der Geschichte der Medizin größere Fortschritte gemacht werden“.
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