Mit New York machen wir diesmal auf, der Stadt, die in besonderer Weise repräsentativ für unsere Zeit ist, für ihre ungeheuren Erfolge, ihre Wunder, aber auch für ihre kaum geahnte Verletzlichkeit. Es ist entsetzlich, doch nicht zufällig, daß sich der Irrwitz der neuen Stufe des Großterrorismus hier sein erstes Ziel suchte.
Was ist New Yorks Geschichte? Holländer haben sie gegründet, Engländer sie übernommen. Sie war Sitz der Unionsregierung, sie ist Sitz der UNO. Die Wall Street hat ihre Geschichte, der Broadway, Harlem. Und die Stadt prägt ihre Bürger. Aber wie faßt man, was sie sonst noch war in der Abfolge der Zeiten? Wohl auf keine Stadt sonst haben sich in den letzten Jahrhunderten so viele Hoffnungen gerichtet, von Jerusalem vielleicht abgesehen, mit dem New York ja auch gern verglichen wurde. Es war das wichtigste Eingangstor zu „Gottes eigenem Land“. Eine Stadt der Wunder, so daß Joseph Roth Mendel Singer, seinen Hiob, hier ein Wunder erleben ließ. „Hundert tiefe Einsamkeiten bilden zusammen die Stadt Venedig – dies ist ihr Zauber“, bemerkte Nietzsche. Was alles bildet New York und seinen Zauber im Lauf seiner Geschichte?