„Wenn Barbarossa steigt“, sagte Hitler Anfang 1941, „hält die Welt den Atem an und verhält sich still.“ Er meinte damit natürlich nicht jenen Kaiser, der das Titelthema dieses Heftes ausmacht. Mit „Barbarossa“ wurde vielmehr der Angriff auf die Sowjetunion bezeichnet – ein Deckname, wie ihn die meisten Feldzüge erhalten. Das hatte mit Friedrich I. unmittelbar wenig zu tun, wohl aber mit dem Mythos. Der Krieg gegen Rußland sollte in eine mythische Bedeutung gerückt werden, vielleicht in dem Sinne eines neuen Kreuzzugs gegen den Osten. Das wäre bedenklich gewesen, denn Barbarossa starb bekanntlich, ehe er sein Ziel erreichte.
Jedenfalls war er ein Mythos: Er war gar nicht tot, sondern schlief im Kyffhäuser und würde einst wiederkehren und das Reich wiederherstellen. Mythos und Geschichte – das ist, mit Theodor Fontane zu sprechen, ein weites Feld. Die Menschen sind seit jeher geneigt, die Vergangenheit zu verklären. Die Neigung mag mit dem Fortschritt der Aufklärung geringer geworden sein, ganz verschwunden ist sie nicht. Es ist die Aufgabe der Historiker, den Verklärungen Erklärungen entgegenzusetzen. Dabei ist es aber auch spannend, die Verklärungen zu erklären:
Wie entstehen Mythen, Sagen und Legenden? Warum glauben so viele daran? Weil sie erbaulicher sind und leichter zu erfassen als die unfaßbare Wirklichkeit?
DAMALS greift solche Fragen immer wieder auf. In einem Aufsatz des Januarheftes wird die Entstehung des Barbarossa-Mythos genau beschrieben. Geschichte ist oft vor allem die Widerlegung der Mythen.
Aufklärung ist der ständige Kampf gegen Unaufgeklärtheit und Aberglauben. Daß dieser Kampf nicht nur nötig ist, sondern auch sehr unterhaltsam dargestellt werden kann, das möchten wir unseren Leserinnen und Lesern mit jedem Heft gern vor Augen führen.
Deutsche Architektur in China ist auch ein solches Thema. Deutschland hatte dort doch einmal eine Niederlassung, die manches hinterließ, zum Beispiel Bierbrauereien, aber auch Gebäude. Wer durch frühere Kolonien reist, stößt oft auf manchmal geradezu komische Hinterlassenschaften. Wer dieses Heft in die Hand nimmt, kann sich die Reise sparen. Reisen ist schön, aber DAMALS zu lesen ist es auch.