Für viele ihrer adligen Standesgenossen war Elisabeth von Thüringen schlicht eine Zumutung. Dass sie mehr Almosen gab als üblich, mochte noch angehen. Doch dass sie selbst Kranke pflegte und Tote wusch, dass sie wie eine Arme und Ausgestoßene leben wollte, das brachte ihr Spott und Verachtung ein. Peinlich berührt waren ihre Tischgenossen, wenn sie von einer prächtig gedeckten Tafel nichts nehmen wollte, weil die Speisen zuvor den Bauern abgepresst worden waren. Elisabeths Lebensweg führte von Ungarn über die Wartburg nach Marburg, wo sie unterhalb des Landgrafenschlosses ein Hospital errichten ließ. Eng verbunden fühlte sich die Heilige mit Franz von Assisi, der – wie sie selbst – die Welt des Luxus hinter sich gelassen hatte, um sich den Armen und Ausgestoßenen zu widmen. Düster wirkt dagegen aus heutiger Sicht die Beziehung Elisabeths zu ihrem Beichtvater Konrad von Marburg, der als gnadenloser Inquisitor in die Geschichte eingegangen ist und auch Elisabeth „um ihres Seelenheiles willen“ gezüchtigt und gedemütigt hat.
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