Der Übergang von der Antike zum Mittelalter, der gemeinhin mit dem Begriff „Völkerwanderung“ beschrieben wird, ist noch immer eine Epoche voller Rätsel. Und vieles, was man zu glauben wusste, wird heute wieder in Frage gestellt. Der neue Blick auf diese Zeit lässt etwa manchen Protagonisten in einem anderen Licht erscheinen. Das Beispiel Alarich: Der vermeintliche barbarische Wüstling entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als ein germanischstämmiger Feldherr in römischen Diensten; er wurde sowohl von Ost- als auch von Westrom instrumentalisiert und stürmte letztlich eher aus Verzweiflung als aus Wut die Stadt Rom. Auch der Gote Theoderich wollte die antike Kultur nicht zerstören, ganz im Gegenteil: Im Stil eines römischen Kaisers verschaffte er dem alten Italien eine letzte Blüte.
Bild auf der Startseite: „Germanenzug“, Holzstich von 1890. (AKG)