Es war ein seltsames Reich: Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation hatte keine Hauptstadt, die Herrscher wurden gewählt, und die Untertanen hatten das Recht, an das Reichskammergericht zu appellieren, fühlten sie sich von ihrem Landesherrn und dessen Gerichten ungerecht behandelt. Die föderative Organisation, das Gegenüber von Kaiser und Ständen, verlangte die Fähigkeit zum Kompromiß. Das alles machte das Reich noch zu keiner Demokratie: Die Königswahl lag in der Verantwortung der meist sieben Kurfürsten, und der seit 1663 „immerwährend“ in Regensburg tagende Reichstag war kein gewähltes Parlament. Und doch: So morsch und hinfällig, wie dieses Gebilde 1806 bei seiner Auflösung vielen Zeitgenossen erschienen ist, war das Sacrum Imperium Romanum keineswegs, wie unser neuer Blick auf das Alte Reich zeigt.
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