Mit dem beziehungsreichen Titel „Die Türken in Wien“ lockt das Jüdische Museum im Palais Eskeles bis zum 31. Oktober die Besucher. Thema ist die Geschichte der türkischen Juden in der Habsburgermetropole.
Nachdem die spanischen Juden (Sepharden) am Ende des Mittelalters aus ihrem Heimatland vertrieben worden waren, hatten sie sich zunächst nach Portugal und von da aus nach Nordwesteuropa gewandt; viele fanden aber auch Aufnahme im Osmanischen Reich und gründeten Gemeinden unter anderem auf dem Balkan. Diese „türkischen“ Juden hatten schon zahlreiche Verbindungen zu den habsburgischen Ländern geknüpft, als die Friedensverträge zwischen den Osmanen und den Habsburgern ihnen in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts Freizügigkeit im Habsburgerreich und die Zusicherung der Religionsfreiheit brachten. Eine ganze Anzahl dieser Juden zog es dar-aufhin nach Wien. Dort, in der Leopoldstadt, wurde 1887 ein prächtiger türkisch-israelitischer Tempel im maurischen Stil gebaut, der im November 1938 wie fast alle anderen Synagogen zerstört wurde. Die jüdischen Gemeindemitglieder wurden zum größten Teil in die Konzentrationslager deportiert.
Die Ausstellung thematisiert den Beitrag der türkischen Juden zum Wirtschafts- und Kulturleben Wiens. Zu sehen sind etwa Druckerzeugnisse aus der von ihnen gegründeten sephardischen Druckerpresse, die den gesamten Balkan mit entsprechenden Schriften versorgte, Fotografien vom Tempel in der Zirkusgasse oder alte Gemeindelisten. Die Ausstellung spürt auch den Lebensläufen verschiedener Gemeindemitglieder nach.