Am 15. April 1912 sank das größte Schiff der Welt: die RMS Titanic. Von den mehr als 2200 Personen an Bord starben 1514. Diese Katastrophe, die zu den größten in der Geschichte der Seefahrt gehört, schockierte den deutschen Physiker Alexander Behm (1850 – 1952) so sehr, dass er ein Gerät zur Ortung von Eisbergen entwickeln wollte. Das Ende seiner Forschung, die vor rund 100 Jahren begann, sollte das „Echolot” sein.
Diese Thematik steht nun im Mittelpunkt einer Sonderausstellung im Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg. Die Wanderausstellung mit dem Titel „Die Tiefe hören. Ein Jahrhundert Echolot”, die noch bis zum 10. April 2016 zu besichtigen ist, präsentiert vom historischen Rückblick bis zu aktuellen Forschungsanwendungen die 4000-jährige Geschichte der Tiefenmessung im Meer.
Die Ausstellung des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel zeigt darin unter anderem den ältesten Fund (9. – 11. Jahrhundert) eines Handlots in Nordeuropa, Reproduktionen von historischen und modernen Tiefenkarten, sowie Modelle und Originale aus Schifffahrt und Ozeanforschung. Der Kieler Echolot-Pionier Behm darf darin selbstverständlich nicht fehlen.
Die erste Tiefseekarte des Atlantischen Ozeans
Doch bis zu dessen Apparat sollte es noch eine lange Zeit dauern. Zu Beginn der Schiffsreisen unterstütze das Herablassen eines Senkbleis die Navigation über Riffe und in Meeresengen. Im 19. Jahrhundert beschleunigte dann die Entwicklung von Lotmaschinen die Tiefenmessungen erheblich. Eine mit Dampf betriebene Winde senkte die Lotschnur ab beziehungsweise holte sie herauf. Zwischen 1872 und 1876 nahm die Forschungsexpedition der HMS „Challenger” so knapp 500 Tiefenmessungen vor. Dies führte zur ersten Tiefseekarte des Atlantischen Ozeans (1885).
Nach dem Titanic-Unglück wollte Behm ursprünglich ein Gerät zur Ortung von Eisbergen entwickeln. Das zunächst von ihm konstruierte „Sonometer”, ein Instrument zur Schallstärkemessung, war dafür allerdings untauglich. Viel besser eignete es sich zur Bestimmung von Meerestiefen.
Behm entwickelte daraufhin sein Gerät weiter; 1915 waren dann auf Schiffen einsetzbare Apparate entstanden. Er taufte sie „Echolote”. Die Idee gelangte zur Serienreife, 1920 gründete er die „Behm-Echolot-Fabrik” und nahm die Produktion auf. Seitdem wurde seine Erfindung weiterentwickelt und verbessert.
Heute sind die Instrumente unverzichtbar. Navigationsecholote helfen in unbekannten Gewässern Untiefen zu erkennen oder bei tideabhängigen Häfen den Tiefgang zu überprüfen. Fischereiecholote kommen auf Trawlern zum Einsatz und spüren große Fischschwärme auf. Fächerecholote entdecken marine Rohstoffe und führen mit und ohne Unterstützung von autonomen Tauchbooten wie der „ABYSS” bis zu 800 Messungen gleichzeitig durch. Mittels Sedimentecholoten lassen sich Aussagen über die Strukturen und Ablagerungsschichten des Untergrunds und grobe Aussagen über die am Meeresboden befindlichen Sedimente machen. Die verschiedenen Modelle und Originale der Instrumente stellen in der Ausstellung ihre Funktionen vor.