Genau 2000 Jahre ist es her, dass die Legionen des römischen Heerführers Varus, vermutlich in der Nähe des heutigen Osnabrück, von einem germanischen Heer unter Arminius vernichtend geschlagen wurden (siehe DAMALS 05/2009). Diese Niederlage vereitelte den Plan der Römer, die rechtsrheinischen Gebiete bis zur Elbe ihrem Reich einzugliedern – für die germanischen Stämme dieser Gegend wohl ein überwältigender Erfolg.
Zugleich verhinderte dieser Sieg allerdings, dass die Region Westfalen-Lippe in den Genuss der mit der römischen Kultur verbundenen Annehmlichkeiten kam – etwa der Bauwerke und der Infrastruktur, die die Römer in den besetzten Gebieten schufen. Während die germanischen Stämme der Region in Holzhäusern in kleinen Siedlungen lebten, hatten sich in vielen römischen Provinzen Städte entwickelt, die über eine hoch entwickelte Infrastruktur verfügten. Die römischen Städte wurden nach einem bestimmten Muster aufgebaut: Lebensmittelpunkt war das Forum, das politische, juristische und religiöse Herz einer römischen Stadt. Überdies gab es in vielen Städten prachtvolle Tempel, Theater für zum Teil Tausende von Zuschauern, Verwaltungsgebäude von beträchtlicher Größe aber natürlich auch massive – in großen Städten mitunter mehrgeschossige – Wohngebäude. Auch die hygienischen Bedingungen wurden durch die Versorgung mit Frischwasser, das über kilometerlange Aquädukte in die Städte geleitet wurde, außerordentlich verbessert, zudem wurden die Abwässer durch ausgeklügelte Kanalisationssysteme entsorgt.
All diese Bauten wurden vornehmlich mit Ziegeln realisiert – Grund genug für das Ziegeleimuseum Lage, sich der römischen Ziegelherstellung anzunehmen und ihr eine Ausstellung zu widmen. Eine in der Nähe Dormagens (bei Düsseldorf) ausgegrabene Legionsziegelei mit sechs Öfen, von denen einer eigens für die Ausstellung 1:1 auf dem Museumsgelände rekonstruiert und in Betrieb genommen wurde, zeigt die Produktion der verschiedenen Ziegel und deren Verwendung. Bereits seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. wurden gebrannte Ziegel in großem Umfang für Mauerwerk eingesetzt, durch die Legionsziegeleien wurde dieser Baustoff schnell im ganzen Römischen Imperium verbreitet. In diesem Zusammenhang zeigt die Ausstellung auch, welche Wohnformen die Römer hatten und wie diese Häuser aufgebaut und ausgestattet waren. Hier kamen Ziegel in unterschiedlichen Bereichen und Formen zum Einsatz, von der Außenmauer über das Dach bis zum reich verzierten Bodenbelag.
Darüber hinaus wird der Frage nachgegangen, wie es die Römer bewerkstelligten, bis zu 95 Kilometer weit entfernte Quellen zu erschließen und deren Wasser in die Stadt zu leiten – beispielsweise für Bäder und Thermen, auf die in einem Bereich über das römische Badewesen eingegangen wird. Die Badekultur war fester Bestandteil des römischen Alltags und diente nicht nur der körperlichen Hygiene, sondern auch der Pflege gesellschaftlicher Kontakte. Teilweise hatten die Thermen gigantische Ausmaße, die größten der Kaiserthermen in Rom, die Diokletian-Thermen, boten bis zu 3000 Besuchern gleichzeitig Platz.
Am Ende des Rundgangs verlassen die Besucher die Ausstellung über eine „Gräberstraße“, wie sie einst zu jeder Stadt gehörte und erhalten so einen Einblick in die vielfältigen Formen des römischen Gräberbaus. Zahlreiche Exponate von Leihgebern aus Mainz, Trier und München vervollständigen die Ausstellung, darunter 2000 Jahre alte Ziegel für Mauern, Böden und Dächer, Wasserrohre, Öllämpchen und eine antike Theatermaske.
Zur Ausstellung ist ferner ein bebildertes Begleitheft erschienen. Ergänzend wird die vom Zentralmuseum in Mainz erarbeitete Ausstellung „Im Schutz des Limes“ gezeigt, die die Ausstrahlung der römischen Lebensweise auf die Provinzen behandelt.
Das Ziegeleimuseum Lage öffnete 2001 seine Pforten und widmet sich seitdem der Geschichte des Ziegels und seiner industriellen Fertigung, die Vorraussetzung für das rasante Wachstum der Städte und Fabrikanlagen während der Industrialisierung war. Wesentlicher Bestandteil des Museums sind die historischen Fabrikgebäude der ehemaligen Ziegelei Beermann in Sylbach, die – von Grund auf restauriert – im Verbund mit einem Ausstellungsneubau sowohl die Produktion der Ziegel als auch das Leben der Ziegeleiarbeiter anschaulich darstellen. Besonders für Kinder bietet das Museum vielfältige Möglichkeiten zum Ausprobieren und Mitmachen. So können Kinder in der Maschinenziegelei in einem kleinen Kollergang (Mahlwerk) den feuchten Lehm mit den schweren Metallrädern durch den Rost drücken, Kipploren fahren lassen und an dem Modell der Strangpresse kleine Ziegelsteine herstellen.