Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Südostasien: Steinzeitlicher Babyboom

Geschichte|Archäologie

Südostasien: Steinzeitlicher Babyboom
Steinzeitschädel
Clare McFadeen mit Modellen steinzeitlicher Schädel aus Südostasien (Foto: ANU)

Ein Babyboom ist nicht nur ein Phänomen der Neuzeit – auch in der Steinzeit erlebte die Bevölkerung Südostasiens ein explosives Wachstum, wie Forscher herausgefunden haben. Untersuchungen von Skeletten aus rund 4000 Jahre alten Gräberfeldern dieser Region zeigen, dass es in den damaligen Siedlungen besonders viele Kinder gab. Und das gilt als Indiz für ein starkes Bevölkerungswachstum. Die Ursache für den Babyboom sehen die Wissenschaftler im Einzug der Landwirtschaft in diese Region.

Die Geschichte der Menschheit ist von Migrationen und Innovationen geprägt: Von Afrika aus besiedelten frühe Menschenformen und später auch unser direkter Vorfahre, der Homo sapiens, die Welt. Und später, in der Jungsteinzeit, brachten einwandernde Bauern die Kulturtechnik der Landwirtschaft in neue Gebiete mit. Das galt auch für Südostasien. Nachdem vor rund 45.000 Jahren zunächst Jäger und Sammler vom asiatischen Festland aus in diese Region vorgedrungen waren, folgten vor rund 4500 Jahren frühe Bauern aus China. Mit ihnen brach auch in Südostasien die Ära der Landwirtschaft an.

Spurensuche bei den Toten

Welche Folgen dies für die Menschen in dieser Region damals hatte, haben nun Clare McFadden von der Australian National University in Canberra und ihr Team aufgeklärt. Anhand von Skelettfunden aus jener Zeit an 15 Orten in Südostasien gelang es ihnen erstmals, die urzeitliche Bevölkerungsentwicklung am Übergang von den Jäger-und-Sammler-Kulturen zu sesshaften Bauern zu rekonstruieren. Angesichts oft spärlicher Funde und der Tatsache, dass auch Gräberfelder oft nur einen Ausschnitt der Bevölkerung und Geschichte liefern, keine leichte Aufgabe.

Entscheidend für die neue Rekonstruktionsmethode sind die Skelette von Kindern, wie die Forscher erklären. Denn typischerweise signalisiert ein großer Anteil von Kindern und Jugendlichen in einer Bevölkerung, dass diese wächst. “Aber in Europa und Amerika finden wir oft gar keine Skelette von verstorbenen Babys oder Kindern”, erklärt McFadden. Die feinen Knochen der Kinder haben sich im Verlauf der Jahrtausende meist vollständig zersetzt, in manchen Kulturen wurden Kinder zudem getrennt von Erwachsenen begraben. “Dadurch eignet sich diese Methode hier bei uns kaum”, so die Forscherin.

Landwirtschaft machte kinderreich

Anders dagegen in Südostasien: “In Südostasien und dem Pazifikraum sind Knochen von Kindern oft ziemlich gut erhalten”, erklärt McFadden. Das ermöglichte es ihr und ihren Kollegen, die Populationsentwicklung in Südostasien beim Übergang von Jäger-und-Sammler-Kulturen zur Landwirtschaft zu rekonstruieren. Das Ergebnis: “Wir sehen Populationen mit einer enormen Zahl von Säuglingen und Kindern im Vergleich zur Zahl der Erwachsenen”, berichtet McFadden. “Das deutet darauf hin, dass die Bevölkerung damals wuchs.

Anzeige

Mit anderen Worten: Südostasien erlebte vor rund 4000 Jahren einen echten Babyboom. In vielen Gebieten nahmen die Populationen rasch an Größe zu, wenngleich in lokal unterschiedlichem Ausmaß, so die Forscher. “Dieser Trend, den wir mit der neuen Methode ermittelt haben, passt perfekt zu dem was wir als Reaktion auf die Landwirtschaft erwarten”, erklärt McFadden. Denn auch in anderen Regionen der Erde brachten der Anbau von Nutzpflanzen und die Viehhaltung unseren Vorfahren die Nahrungssicherheit, die sie für den Unterhalt großer Familien und damit ein Bevölkerungswachstum benötigten.

Quelle: Australian National University, Fachartikel: Journal of Archaeological Science, doi: 10.1016/j.jas.2018.08.010

Anzeige
DAMALS | Aktuelles Heft
DAMALS in den sozialen Medien
Bildband DAMALS Galerie
Der Podcast zur Geschichte

Geschichten von Alexander dem Großen bis ins 21. Jahrhundert. 2x im Monat reden zwei Historiker über ein Thema aus der Geschichte. In Kooperation mit DAMALS - Das Magazin für Geschichte.
Hören Sie hier die aktuelle Episode:
 
Anzeige
Wissenschaftslexikon

Epi|zoo|tie  〈[–tso–] f. 19; Biol.〉 Tierseuche mit größerer Ausbreitung; Ggs Enzootie … mehr

Bau|bio|lo|gie  〈f. 19; unz.〉 Lehre von der ganzheitlichen Beziehung zw. Menschen u. ihrer Wohnumwelt

♦ Elek|tro|schock  〈m. 6〉 durch elektrischen Strom künstlich erzeugter Schock

♦ Die Buchstabenfolge elek|tr… kann in Fremdwörtern auch elekt|r… getrennt werden.
» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige