In der Sonderausstellung “Fastnacht der Hölle” (4. April 2014 bis zum 1. März 2015) im Haus der Geschichte Baden-Württemberg geht es um das Empfinden des Kriegs mit allen Sinnen.
Der erste industrialisierte Krieg sprengte alle Maßstäbe der Wahrnehmung: mit infernalischem Lärm von Explosionen und Geschützfeuer an der Front; mit Kampfgas, das in Mund und Nase kroch; mit Gerüchen von Verwesung und Exkrementen in den Schützengräben; mit unermesslichem körperlichen und seelischen Leid; mit Hungersnöten in der Heimat; aber auch mit neuen technischen Möglichkeiten wie der Luftaufklärung oder der massenhaften Verbreitung der Fotografie. Propaganda manipulierte die Wahrnehmung durch Auge und Ohr.
Sprechende Zitate, Originaltöne, ungewöhnliche Objekte, Filmausschnitte und noch nie gezeigte Fotos führen in der Schau “Fastnacht der Hölle. Der Erste Weltkrieg und die Sinne” den Krieg vor Augen, bringen ihn zu Gehör, machen die widersprüchlichen Eindrücke fühlbar oder verdeutlichen Geschmack und Geruch des Krieges. Den Auftakt werden fünf Sinnesstationen bilden, in denen man beispielsweise Kriegszwieback schmecken oder den Geruch im Schützengraben riechen kann.
Drei Großvitrinen sind den Schauplätzen des Krieges gewidmet: der Front, der Etappe und der Heimat. Durch die historische Projektionstechnik “Pepper’s Ghost” scheinen Aussagen von Zeitgenossen neben den Ausstellungsstücken zu schweben. Gezeigt werden Objekte wie ein aus dem Körper eines französischen Soldaten herausoperierter Granatsplitter, der Transformator aus einer psychiatrischen Klinik, wo traumatisierte Soldaten mit Elektroschocks behandelt wurden, oder eine Flasche Eau de Cologne, mit dem ein Soldat versucht hatte, den Geruch der Leichname zu übertünchen.
Ernst Jünger schrieb 1916: “Um 10 Uhr beruhigte sich diese Fastnacht der Hölle allmählich und ging in ein ruhiges Trommelfeuer über, in dem man allerdings den einzelnen Abschuss auch noch nicht wahrnehmen konnte.”