Schloss Ludwigsburg – fast 200 Jahre sind vergangen seit die beiden, vom Hofebenisten Johannes Klingenfuß im Auftrag König Friedrichs erstellten Sekretäre brüderlich vereint im Schreibzimmer des württembergischen Herrschers weilten. Der jetzt wiedergewonnene Zwilling besticht nicht nur durch seine kunstvolle, im Stil des Klassizismus gehaltene Ausarbeitung, sondern weiß auch durch seine Alltagstauglichkeit zu überzeugen. So gilt als gesichert, dass König Friedrich viele seiner Briefe an seinen Sekretären abgefasst hat. Denkbar ist, dass er einige an seine Tochter Katharina, Gattin Jérôme Bonapartes, adressierte. Die frankophile Ausrichtung des Hauses Württemberg lässt sich auch an den Meisterwerken Klingenfuß‘ erkennen, verweist doch die ägyptische Verzierung klar auf den Empire-Stil am Hofe Napoleons. Nach dem Tod Friedrich I. wurde das außergewöhnliche Kunstwerk – Geschmäcker ändern sich – jedoch aus Schloss Ludwigsburg entfernt und letztlich in das Neue Schloss in Stuttgart gebracht, wo sich seine Spur Mitte des 19. Jahrhunderts verliert.
Sein Schöpfer, der Ebenist Klingenfuß, galt als einer der besten seiner Zunft, daher sei der Wiedererwerb des Sekretärs für Schloss Ludwigsburg umso bedeutender, so die Verantwortlichen der „Staatlichen Schlösser und Gärten“. Schloss Ludwigsburg erfreute sich im vergangenen Jahr großer Beliebtheit, über 300000 Besucher strömten in die Museen. Gewährleistet wurde dieser Erfolg unter anderem durch die Authenzität und Originalität der historischen Einrichtung als auch der Bauwerke.
Mit dem Erwerb des lange verschollenen Sekretärs fügt sich ein weiterer Mosaikstein in das Projekt, eine breitere Öffentlichkeit für Schloss Ludwigsburg zu gewinnen. 2016, wenn sich der Tod Friedrichs I. zum 200. mal jährt, soll Schloss Ludwigsburg seinen Besuchern einen noch realistischeren Eindruck der Zeit König Friedrichs bieten. Schritt für Schritt soll die Einrichtung König Friedrichs vervollständigt werden, um den Besuchern einen direkten und völlig authentischen Blick in den Alltag und die Wohnkultur des Königs zu ermöglichen. Der Sekretär, der mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder und der Staatlichen Toto-Lotto GmbH für einen sechsstelligen Betrag erworben wurde, stellt den Anfangspunkt einer Reihe von kommenden Neuerwerbungen dar. Neuerwerbungen, die die einzigartige historische Substanz des Schlosses vervollkommnen sollen.
Neben dem Erwerb von Exponaten wie dem kostbaren Schreibschrank, sollen vor allem von ausgesuchten Floristen erstellte Blumengestecke die Zeit König Friedrichs im Zusammenspiel mit den Wand- und Deckendekorationen wiederaufleben lassen. Nahtlos werden sich diese Bestrebungen in die weitere Museenlandschaft Schloss Ludwigsburgs einfügen: Neben dem Schlosstheater, das einen wundervollen Eindruck vom historischen Schauspiel und seiner Kulisse vermitteln, existiert eine Barockgalerie, in der Meisterwerke italienischer und deutscher Künstler des 17. und 18. Jahrhunderts ausgestellt werden. Komplettiert wird die kulturelle und historische Erlebniswelt durch ein Keramikmuseum, in dem unter anderem Meißener Porzellan ausgestellt ist, und das Modemuseum, das gut zwei Jahrhunderte europäischer Kleidungsgeschichte aufbereitet.
Die Museen Schloss Ludwigsburgs können täglich von 10 bis 17 Uhr besichtigt werden.