Bronzezeitliche Bestattungszeremonien, Gedenkfeiern und ein Prozessionsweg. Auch in der Archäologie ist der derzeitige Trend zur Ritualforschung erkennbar: In der Region Maramureş im nordwestlichen Rumänien fanden Forscher eines internationalen Projekts der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) erstaunliche Hinweise auf rituelle Praktiken in der späten Bronzezeit (um 1300 bis 1100 v. Chr.).
Jetzt beginnt eine neue Kampagne unter Prof. Carola Metzner-Nebelsick vom Lehrstuhl für Vor- und Frühgeschichte der LMU. Dabei sollen die in dem bereits Ende des 19. Jahrhunderts entdeckten Hügelgräberfeld – der sogenannten Tumulus-Nekropole von Lăpuş – gefundenen Kultbauten weiter ausgegraben und erforscht werden.
Die Vielzahl einzelner Scherben ließ auf eine absichtliche Zerstörung von Gefäßen schließen, in denen Speisen zubereitet, aufbewahrt und nach dem Verzehr bei Festgelagen oder Bestattungszeremonien üblicherweise zerschlagen wurden. Die Wissenschaftler deuteten auch einen aus Flusskieseln gepflasterten Weg als Hinweis auf die rituelle Praxis der Bewohner. Da er als hervorgehobener Zugang zum Zentrum des Hügels führte, kann er als Prozessionsweg interpretiert werden.
Ziel der neuen Forschungskampagne ist eine räumliche Kontextualisierung der Feiern und die Herausarbeitung der kulturellen Beziehungen. Dabei wollen die Forscher verstärkt die Klassifizierung der Keramik in den Blick nehmen. Laut Carola Metzner-Nebelsick lassen ihre Funktionen als Ess- und Trinkgeschirr oder als Vorratsgefäße und Haushaltsware auch auf die Herkunft der Behältnisse schließen. So könne festgestellt werden, ob es möglicherweise auch ortsfremde Teilnehmer an den Feiern gegeben habe.