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Regensburg: Eine Stadtverwaltung in der NS-Zeit

Geschichte|Archäologie

Regensburg: Eine Stadtverwaltung in der NS-Zeit
Regensburg
Blick auf Regensburg heute. © DERO2084/ iStock

Wie wandelt sich eine Stadtverwaltung unter dem Einfluss rechtsradikaler Ideen und Vorgaben? Wie setzen sich radikale Ideologien selbst in anfangs stark dagegen eingestellten Kommunen durch? Diese Frage soll ein neues Forschungsprojekt am Beispiel der Stadt Regensburg während der NS-Zeit klären helfen. Im Fokus steht dabei die Entwicklung der Regensburger Stadtverwaltung zwischen 1933 und 1945.

Regensburg war für die Nationalsozialisten zunächst ein schwieriges Pflaster, denn die Stadt war bis Anfang der 1930er Jahre eine Hochburg der Bayerischen Volkspartei und des Katholizismus. Den Nationalsozialisten stand die Mehrheit der Bevölkerung daher anfangs eher kritisch gegenüber. Auf einem Kreistag der NSDAP hieß es dazu später: “Hier tobte der politische Meinungskampf lange und heiß, denn der Gegner verfügte über feste und schwer zu nehmende Positionen.” Die Regensburger Ortsgruppe der NS-Partei wurde zwar schon im November 1922 gegründet, erhielt aber zunächst kaum Zulauf und einigen Gegenwind, wie Erich Zweck von der Universität Regensburg schon vor einigen Jahren in einer Studie ermittelte. Noch bei der Landtags- und Reichstagswahl 1928 erhielt die NSDAP in Regensburg nur rund vier Prozent der Stimmen.

Zeit ab 1933 im Fokus

Doch ab 1929 änderte sich die Stimmungslage auch in Regensburg allmählich. “Die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise wurden auch in Regensburg spürbar, nämlich im Rückgang der Produktion, in der steigenden Zahl der Arbeitslosen und in gekürzten Sozialleistungen”, erklärt Zweck. Als Folge erhielten die radikalen Parteien NSDAP und KPD mehr Zulauf. Ende 1930 berichtete das NS-Propagandablatt „Völkischer Beobachter”: „Unangreifbar schien vor kurzem noch die Hochburg der BVP . Als ,schwärzeste’ Stadt ist Regensburg weit und breit bekannt, doch, wie die dunkelste Nacht einen Morgen, der dann nur umso heller strahlt, ebenso erlebt auch Regensburg sein Erwachen.” 1933, kurz nach der Machtergreifung Adolf Hitlers in Berlin, gelang es dann der NSDAP auch in Regensburg, den Stadtrat, die Polizei und die Medien weitgehend zu übernehmen.

Unterzeichnung
Unterzeichnung der Zuwendungsvereinbarung für das Forschungsprojekt zur Geschichte der Regensburger Stadtverwaltung in der NS-Zeit. © Universität Regensburg/ Julia Dragan

Wie sich die Regensburger Stadtverwaltung und kommunale Politik zwischen 1933 und 1945 entwickelten und welche Rolle die einzelnen Vertreter des städtischen Spitzenpersonals dabei spielten, war jedoch bislang nur in Teilen erforscht. Dies soll nun das neu initiierte Forschungsprojekt beleuchten. „Mit diesem Forschungsprojekt gehen wir die schon lange notwendige Aufarbeitung der Stadtverwaltung im Nationalsozialismus endlich wissenschaftlich an und haben mit der Universität Regensburg den geeigneten Partner dafür. Die gewonnenen Erkenntnisse werden künftig das Rückgrat für eine nachhaltige Erinnerungs- und Gedenkkultur in Regensburg bilden“, sagt die Regensburger Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer.

“Gegen Geschichtsvergessenheit und Geschichtsrevisionismus”

Das Projekt am Zentrum Erinnerungskultur in Regensburg soll unter anderem die Finanzen, das Verhalten von Bürgermeister und Stadtrat, Stadtplanung und Bauwesen, Recht, Sicherheit, Polizei und Ordnung, Gesundheitswesen sowie Bildungswesen in dieser Zeit untersuchen. Konzeptionell wichtig sei, „dass es weniger um einzelne Personen gehe als um den jeweiligen größeren Kontext, um Querverbindungen, um eine exemplarisch-typologische und vergleichende Interpretation der Zusammenhänge“, erklärt der Historiker Bernhard Löffler von der Universität Regensburg.

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Die Initiatoren des Projekts betonen zudem die Aktualität des Forschungsgegenstands: „Wir möchten alle wissen, wie eine Stadtgesellschaft, wie eine Stadtverwaltung mit Radikalisierungen umgeht, wir möchten auch die Taktiken von Widerständen kennenlernen“, sagt Ursula Regener, Vizepräsidentin für Internationalisierung und Diversity der Universität Regensburg. Udo Hebel, Präsident der Universität Regensburg, ergänzt: Es dürfe keine Lücken im Gedächtnis geben, schon gar nicht institutionell und kollektiv: „Wir müssen gegen Geschichtsvergessenheit und Geschichtsrevisionismus eintreten und mit solchen Projekten dafür sorgen, dass die Zukunft nicht von falschem Wissen, Unwissen oder gar Gegenwissen dominiert wird.” Erste Ergebnisse in Form wissenschaftlicher Veröffentlichungen werden für das Jahr 2028 erwartet.

Quelle: Universität Regensburg

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