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Prägten mittelalterliche Fasten-Regeln Hühner-Erbgut?

Geschichte|Archäologie

Prägten mittelalterliche Fasten-Regeln Hühner-Erbgut?
Seit dem Mittelalter sind Hühner untereinander verträglicher. (Foto: suriyasilsaksom/iStock)

Im Erbgut der Hühner spiegelt sich eine kulturelle Entwicklung im mittelalterlichen Europa wider, legt eine genetische Studie an historischen Geflügelresten nahe. Eine Veranlagung, die Hühner für die Massentierhaltung optimiert, verbreitete sich demnach in auffälliger Weise ab etwa 1000. In dieser Zeit setzte sich eine Regel für die Fastenzeit durch, wonach nur vierbeinige Tiere zu meiden seien. Das verstärkte die Beliebtheit des zweibeinigen Federviehs enorm und die Haltung wurde intensiviert, was letztlich ihr Erbgut prägte.

Wie hat sich das Haushuhn seit seiner Domestikation vor über 4000 Jahren verändert? Dieser Frage sind Forscher um Greger Larson von der University of Oxford nachgegangen. Sie entlockten dazu Überresten von Hühnern aus archäologischen Sammlungen sogenannte fossile DNA, um Erbgutvergleiche durchführen zu können. Die Proben umfassten eine Zeitspanne von vor 2300 Jahren bis heute.

Im Fokus der Forscher stand bei ihren genetischen Vergleichen eine spezielle Erbanlage: das Gen THSR. Es ist mit einer reduzierten innerartlichen Aggressivität bei Hühnervögeln verknüpft. Sie sind dadurch untereinander deutlich verträglicher und lassen sich entsprechend besser auf engem Raum gemeinsam halten. Alle heutigen Haushühner tragen diese Veranlagung. Doch wie die Studie dokumentiert, war das nicht immer so: Die Verbreitung des Gens setzte sich erst vor etwa 1000 Jahren bei den Hühnern in Europa durch.

Friedlich veranlagt seit dem Mittelalter

Den Forschern zufolge hat die „Karriere” des THSR Gens bei den Hühnern vermutlich mit speziellen Entwicklungen im Mittelalter zu tun: Durch Erfindungen und Optimierungen in der Landwirtschaft nahm die Produktion pflanzlicher Nahrungsmittel stark zu. Dadurch konnte sich eine größere Stadtbevölkerung entwickeln, die allerdings auch mit tierischen Nahrungsmitteln versorgt werden wollte. In diesem Zusammenhang avancierte die Geflügelzucht immer mehr zu einem Hauptlieferanten, denn sie bot einen religiös bedingten Vorteil: Während der Fastenzeit war es verboten, das Fleisch von vierbeinigen Tieren zu essen. Ein Edikt aus dem 9. Jahrhundert bestätigte dann ausdrücklich, dass es erlaubt sei, Hühner und Eier zu essen.

Um die steigende Nachfrage zu decken, rannten Hühner nun nicht mehr nur frei auf den Bauernhöfen umher, sondern wurden zunehmend auf kleinem Raum gehalten und transportiert. Hühner, die sich bei zu großer Nähe gegenseitig die Augen aushackten, waren dafür schlecht geeignet. So setzte sich bei dem Federvieh zunehmend die friedliche Veranlagung durch: Das THSR Gen avancierte auf diese Weise zu einer allgemein verbreiteten Erbanlage beim Haushuhn, sagen die Forscher.

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Quelle: University of Oxford
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