Nach dem Zusammenbruch der Donaumonarchie und der Gründung der Republik Österreich 1919 errangen die Sozialdemokraten in Wien die Mehrheit. Konfrontiert mit Inflation, Wohnungsnot und Arbeitslosigkeit, setzte die neue Stadtregierung zahlreiche Sozialmaßnahmen ins Werk. Im Lauf der 20er Jahre spitzten sich die politischen Gegensätze aber immer mehr zu: „Rechte“ und „linke“ Lager prallten in Straßenschlachten unversöhnlich aufeinander. 1934 kam schließlich das Regime des Austrofaschismus unter Engelbert Dollfuß bzw. Karl Schuschnigg an die Macht.
Diese dramatische Zeit zwischen 1925 und 1935 steht noch bis zum 28. März 2010 im Mittelpunkt einer großen Ausstellung des WienMuseums. Unter dem Titel „Kampf um die Stadt. Politik, Kunst und Alltag um 1930“ werden nicht nur die zentralen politischen Konfliktfelder thematisiert, sondern auch deren Auswirkungen auf Lebensgefühl und Alltagsbewältigung der Wiener: Luxuswaren und drückende Armut, modernes Großstadtflair und volkstümelnder Heimatkult standen einander schroff gegenüber. Ein besonderes Augenmerk wird auf die Entwicklung der Massenmedien der Zeit gelegt: Zu sehen sind Filme, Reportagefotos und Plakatkunst.