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Pionierinnen der Archäologie

Geschichte|Archäologie

Pionierinnen der Archäologie

Die neue Biographiensammlung “Ausgräberinnen, Forscherinnen, Pionierinnen” zeigt, mit welchen Widerständen Frauen zu kämpfen hatten, die sich im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert der Archäologie widmen wollten. Mitherausgeberin ist Dr. Doris Gutsmiedl-Schümann vom Institut für Archäologie und Kulturanthropologie der Universität Bonn.

Dass Frauen “nicht in den Hörsaal gehören”, weil “ihr Gehirn für abstrakte Wissenschaft nicht geeignet” sei – solche Überzeugungen sind heute selbst ein Gegenstand der Altertumskunde. Als die Archäologie als Wissenschaft entstand, war das noch ganz anders. Das Buch “Ausgräberinnen, Forscherinnen, Pionierinnen. Porträts früher Archäologinnen im Kontext ihrer Zeit” (Waxmann) erzählt 19 Lebensgeschichten von Frauen, die sich im männerdominierten Wissenschaftsbetrieb nicht unterkriegen ließen. Sie erschlossen nicht nur für ihr Fach Neuland, sondern auch für ihre nachfolgenden Geschlechtsgenossinnen.

Mit gleich zwei Archäologie-Pionierinnen war die Universität Bonn zur Kaiserzeit eine Art Leuchtturm wissenschaftlicher Frauenpower. Das lag am dortigen Professor Georg Loeschcke – Gutsmiedl-Schümann zufolge “dem einzigen Archäologen in ganz Deutschland, der Frauen regulär zur Promotion zuließ”. Unter seinen Schülerinnen war mit Elvira Fölzer (1868 – vermutlich 1928) sogar die erste Bonner Doktorandin überhaupt. Noch als 31-Jährige machte sie das Abitur, promovierte 1906 und wurde später Expertin für römische Keramik.

In Bonn fand Fölzer dabei auch eine Gleichgesinnte: die elf Jahre jüngere Margarete Bieber (1879 – 1978), die sich auf Skulpturenkunde und Fragen des antiken Theaters spezialisierte. Ihr gelang nach ihrer Bonner Promotion von 1907 noch eine weitere damals für Frauen außergewöhnliche Leistung: Sie habilitierte in Gießen und war dort ab 1923 “außerplanmäßige außerordentliche Professorin” – die zweite Frau in Deutschland mit Professorentitel. 1932 war ihr eine Stelle als ordentliche Professorin fest zugesagt. Dann kamen die Nazis an die Macht, und von der Stelle für die gebürtige Jüdin Bieber war plötzlich keine Rede mehr. “Bieber hatte den Mut, mit 54 Jahren noch einmal ganz von vorn anzufangen”, erzählt Gutsmiedl-Schümann: Die Archäologin emigrierte erst nach Oxford, dann nach New York, wo sie an der renommierten Columbia University unterrichtete.

Die Suche nach Spuren der frühen Archäologinnen geriet für Gutsmiedl-Schümann und ihre zwölf Mitautorinnen und -autoren oft selbst zu einer Art Archäologie. Etwa über die Lebensgeschichte von Hildegard Knack (1902 – 1945): “Es war nichts bekannt – außer, dass sie 1928 in Jena promoviert hatte.” Gutsmiedl-Schümann fand heraus, dass Knack mit ihrem Ehemann nach Bremen ging, der Wissenschaft den Rücken kehrte und Lehrerin wurde. Leider kein Einzelfall: “Auch heute verlassen viele Frauen das Fach wieder.”

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Dennoch habe sich für Frauen in der Wissenschaft “vieles verbessert”, sagt die Bonner Forscherin. Speziell die Archäologie ist zum ausgesprochen “weiblichen” Fach geworden: Mehr als die Hälfte der Studienanfänger sind Frauen. Für Gutsmiedl-Schümann ist ein Ziel des Buches deshalb auch, Klischees über ihr Fach abzubauen. Sie erinnert sich schmunzelnd an ein Seminar, das sie an einer anderen Universität gab. “Da waren die Studenten sehr verblüfft, dass Archäologie von einer noch relativ jungen Frau unterrichtet wird. Erwartet hatten sie einen strengen alten Mann mit langem Bart.”

Quelle: Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
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