Der bedeutende Philosoph Ludwig Wittgenstein publizierte während seiner Lehrtätigkeit in Cambridge (1929-1951) nur wenig. Zu den wenigen schriftlichen Hinterlassenschaften gehört das sogenannte „Blue Book“. Der ursprünglich titellose Text aus den 30er Jahren geht auf Diktate Wittgensteins im Kreis seiner Schüler zurück. Wittgenstein ließ den Text mit einem blauen Einband versehen und an ausgewählte Schüler und enge Freunde wie Bertrand Russell oder G. E. Moore verschenken. Möglicherweise betrachtete der Philosoph dieses Typoskript als eine Art letzte endgültige Zusammenfassung seiner Philosophie. 1958 wurde das „blue book“ von seinem Schüler Rush Rhees publiziert.
Die österreichische Nationalbibliothek hat nun ein „blue book“, das mit einer handschriftlichen Widmung des Philosophen an seine Schwester Margarethe Stonborough versehen ist, aus privatem Besitz erworben. Seit Jahren betreibt die Österreichische Nationalbibliothek eine konsequente Ankaufspolitik. Dadurch wurde mittlerweile ein umfangreicher Bestand an Manuskripten, Typoskripten und Fotografien zu Ludwig Wittgenstein aufgebaut, die neben der Cambridge-Library zu den bedeutendsten Wittgenstein-Sammlungen weltweit zählt.