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Neue Funde im Wrack von Antikythera

Geschichte|Archäologie

Neue Funde im Wrack von Antikythera
Amphore aus dem Wrack
Diese römische Amphore stammt aus dem Wrack von Antikythera. © Alexandros Sotiriou

Das Schiffswrack von Antikythera gilt wegen seiner Größe und reichen Funde als “Titanic” der Antike. Jetzt haben Unterwasserarchäologen neue Entdeckungen am berühmten Wrack gemacht. Darunter ist unter anderem ein Bauteil des Schiffsrumpfs, der die Bauweise des antiken Frachters enthüllt. Außerdem legen Untersuchungen einer weiteren, rund 200 Meter entfernten Fundstelle nahe, dass das Schiff damals zusammen mit einem zweiten Frachter unterwegs war, der ebenfalls sank.

Schon im Jahr 1900 stießen Schwammtaucher vor der Küste der kleinen griechischen Insel Antikythera auf erste Überreste eines versunkenen Schiffs, darunter einige Holzbalken, Reste von nautischen Utensilien, aber auch Objekte aus Keramik, Bronze und Marmor. Wenig später enthüllten erste archäologische Untersuchungen, dass es sich bei dem Wrack um einen antiken Frachter handelt, der um 60 bis 70 vor Christus vor Antikythera gesunken sein muss. Mit einer Länge von knapp 55 Metern ist dies eines der größten je entdeckten Schiffswracks der Antike. Berühmt wurde das Wrack aber aus einem anderen Grund: An Bord befand sich ein einzigartiges Objekt – den Mechanismus von Antikythera, eine Art antiken “Himmelscomputer”.

Marmor, Amphoren und Schiffsbauteile

Obwohl das Wrack von Antikythera schon mehr als 124 Jahre lang bekannt ist, hat es aber noch lange nicht alle Geheimnisse preisgegeben. So ist bisher nicht eindeutig geklärt, woher der antike Frachter und seine luxuriöse Ladung ursprünglich kamen. Auch warum dieses Schiff damals unterging, ist nicht bekannt – auch, weil noch lange nicht alle Überreste von Schiff und Ladung ausgegraben und gefunden wurden. Unter anderem deshalb führen Unterwasserarchäologen seit einigen Jahren Untersuchungen am Schiffswrack durch, um es nun mit modernen Mitteln zu kartieren und zu erforschen. Geleitet wird das aktuelle Projekt von Lorenz Baumer von der Universität Genf und der Schweizerischen Schule für Archäologie in Griechenland (ESAG). Co-Leitung hat Angeliki G. Simosi von der Abteilung für Unterwasseraltertümer des griechischen Kulturministeriums.

Vom 17. Mai bis 20. Juni 2024 haben die Unterwasserarchäologen erneut Tauchgänge zum Wrack von Antikythera unternommen. Dabei wurden die Ausgrabungs- und Kartierungsarbeiten in Echtzeit mit ferngesteuerten Unterwasserdrohnen koordiniert, dazu wurden digitale 3D-Modelle der erkundeten Bereiche erstellt. Dank außergewöhnlich günstiger Wetterbedingungen konnte das Team dabei einige bedeutende Entdeckungen machen, wie die ESAG in einer Mitteilung berichtet. Unter den neuen Funden sind insgesamt mehr als 300 Objekte, darunter 21 Marmorstücke und Fragmente aus anderen Materialien, dazu Bauteile des Schiffs und über 200 Keramikscherben. Wie die Archäologen erklären, stammen die entdeckten Marmorfragmente wahrscheinlich von mehreren Statuen, die am Meeresgrund gefundenen Amphoren gehören zu einer Vielzahl verschiedener Typen. Diese liefern erste Hinweise auf ihre Herkunft, unter anderem von Chios und Rhodos.

Rumpfbauteil
Diese Holzstücke sind Teil der Rumpfkonstruktion des Schiffswracks von Antikythera. © Nikolaos Giannoulakis

Hinweise auf Schiffsbauweise und ein zweites Wrack

Die bemerkenswerteste Entdeckung der diesjährigen Ausgrabungen ist jedoch ein wichtiges Bauelement des Schiffs. Es stammt von einem Teil des Schiffsrumpfs, dessen originale Bauteile zusammen mit der äußeren Schutzbeschichtung in ausgezeichnetem Zustand erhalten sind. Das Rumpfteil besteht aus noch immer miteinander verbundenen Planken und Spanten. “Diese Struktur ermöglicht uns, die bisher schwer fassbaren Konstruktionsmerkmale des Schiffes besser zu verstehen sowie die genaue Lage und die Ausrichtung des Wracks zu bestimmen“, erklärt Baumer. Aufgrund des Funds vermuten die Wissenschaftler, dass das antike Schiff mit der damals üblichen „Shell First“-Konstruktionsmethode erbaut wurde. Dabei wurde zuerst der Rumpf mit den Planken zusammengesetzt, erst danach montierte man die Spanten im Inneren. Heutzutage geschieht dies dagegen in umgekehrter Reihenfolge.

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Und noch etwas förderten die neuen Untersuchungen zutage: Die Unterwasserarchäologen untersuchten auch eine zweite Fundstelle, die nur rund 200 Meter von der ersten entfernt liegt. Auch dort wurden schon bei früheren Tauchgängen zahlreiche Keramiken entdeckt, es blieb aber unklar, ob diese Fracht vom selben Wack stammt und nur durch Meeresströmungen verlagert wurde. Jetzt konnte das Team hier mehr Klarheit schaffen: Anhand neuer Funde haben sie festgestellt, dass an dieser Stelle ein zweites antikes Schiffswrack liegt. Die Ähnlichkeit der Ladungen legt nahe, dass beide Frachter vor gut 2000 Jahren möglicherweise gemeinsam diese Küstenroute befahren haben, wie Baumer und sein Team berichten. Die Schiffe könnten demnach auch gemeinsam gesunken sein – warum, ist jedoch noch immer offen. Die Archäologen hoffen, dass die jetzt von ihnen am Meeresgrund entnommenen Proben mehr Aufschluss über das Schicksal der beiden antiken Frachter erbringen können.

Quelle: Schweizerische Schule für Archäologie in Griechenland

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