Eine Goldmünze mit dem Bildnis Kaiser Neros, ein Doppelportrait von Kleopatra Thea und Antiochos… Ab sofort gewährt das digitale Münzkabinett der Universität Würzburg allen Interessierten detaillierte Blicke auf die antiken Prachtstücke des Martin-von-Wagner-Museums. Bisher sind 300 der insgesamt rund 1200 Münzen online zu bewundern – die übrigen sollen in den kommenden Monaten dazukommen.
Numismatik heißt der Fachbegriff – in Münzen spiegelt sich in besonderer Weise Geschichte wider: Abbildungen von Herrschern, Göttern und Symbolen auf den uralten Zahlungsmitten geben Hinweise auf die damaligen Verhältnissse und die Denkweise der Menschen. Außerdem handelt es sich oft um ausgesprochen schöne Beispiele für den hohen Stellenwert von Ästhetik in der Antike. Schon lange sind Münzen deshalb beliebte Sammlerstücke. Auch das Münzkabinett der Universität Würzburg basiert auf dieser traditionsreichen Leidenschaft.
Am Anfang stand dabei die rund 7000 Exemplare umfassende Sammlung des Minoritenpaters Bonavita Blank, die 1803 in den Besitz der Universität gelangte. Im Lauf des 19. Jahrhunderts wuchs der Bestand anschließend auf mehrere zehntausend Münzen an. Doch dann kam die Katastrophe: Im Zweiten Weltkrieg wurde das Münzkabinett samt der Inventarbücher bis auf wenige Reste zerstört. Großzügigen Gönnern war es dann allerdings zu verdanken, dass die Tradition des Würzburger Münzkabinetts fortgesetzt werden konnte: Heute umfasst die Sammlung wieder circa 1200 Stücke.
Crème de la Crème antiker Münzen
Besonders hervorzuheben ist die Schenkung des Würzburger Kunstfreunds Herbert Wellhöfe: Er überließ dem Martin-von-Wagner-Museum 2016 seine rund 400 Exemplare umfassende Sammlung griechischer Münzen. Sie deckt die Zeit von der späten Archaik bis zum Hellenismus ab. „Es handelt sich um die Crème de la Crème unter den antiken griechischen Münzen, die von vielen Fundorten stammen“, sagt Projektleiter Marc Philipp Wahl. „Die Begeisterung des Stifters für die reiche Bilderwelt der Münzen wird durch die Datenbank mit ihren hochauflösenden Bildern besonders gut eingefangen.“
Mit dem digitalen Münzkabinett kommt das Martin-von-Wagner-Museum nun dem Auftrag nach, die Münzen dem Fachpublikum und der Öffentlichkeit zur Anschauung verfügbar zu machen. „Die Universität Würzburg ist eine der ersten Hochschulen weltweit, die ihre Münzsammlungen vollständig digital zugänglich machen“, sagt Jochen Griesbach, Direktor der Antikenabteilung des Martin-von-Wagner-Museums.
Detaillierte Blicke auf Highlights
Zur Nuzung des digitalen Münzkabinetts kann der Besucher auf einer Karte Fundorte auswählen und bekommt dann die Münzen präsentiert, die von dort stammen. Auch eine Suchfunktion steht zur Verfügung: Gibt man beispielsweise „Nero“ ein, umfasst das Suchergebnis ein schimmerndes Highlight der Sammlung: Eine Goldmünze des berühmt-berüchtigten römischen Kaisers. Bis ins Detail kann der Betrachter sich nun Vorder- und Rückseite heranzoomen. So werden auch winzige Strukturen der nur 23 Millimeter großen Münze deutlich – etwa ein Kranz aus Eichenblättern. Die Online-Präsentation enthält zudem eine kurze Beschreibung des Stücks. Auch nach Oberbegriffen kann der Nutzer suchen. Gibt man beispielsweise „Frau“ ein, werden alle Münzen der Sammlung gelistet, auf denen eine weibliche Person zu sehen ist. So stößt man auf interessante Figuren der Geschichte – etwa auf die Herrscherin des Seleukidenreichs Kleopatra Thea (um 165 v. Chr. bis 121 v. Chr.).
Bisher erscheinen nur die Ergebnisse aus einem Bestand von 300 Münzen – doch das soll sich nun schnell ändern, kündigt die Universität an: Bald soll der volle Bestand der 1200 Stücke des Kabinetts verfügbar sein. Doch auch das ist noch nicht alles: Das digitale Münzkabinett der Universität Würzburg gehört zu den Vorreitern des 2017 ins Leben gerufenen Verbundprojekts „Netzwerk universitärer Münzsammlungen in Deutschland“: 33 Universitäts-Münzsammlungen haben sich in diesem Projekt zusammengeschlossen, um ihre Bestände umfassend zu digitalisieren und zugänglich zu machen. Das bedeutet: Die online erreichbaren Schätze wachsen.
Quelle: Universität Würzburg