Der Raum München ist heute bekanntlich ein besonders begehrtes Siedlungsgebiet – und das war offenbar auch schon vor rund 2000 Jahren der Fall: Umfangreiche Funde von Gebäudeüberresten und Gräbern im Stadtteil Feldmoching belegen, wie überraschend dicht Teile der heutigen Metropole bereits in der keltischen und römischen Ära besiedelt waren.
Rund 1,5 Millionen Einwohner, auf viele Stadteile verteilt: Die heutige Größe der Landeshauptstadt Bayerns ist vor allem das Resultat umfangreicher Eingemeindungen in der späten Phase ihrer Entwicklung. Das eigentliche „München“ geht dabei auf eine Siedlung zurück, die erst im Mittelalter mehr und mehr zum Zentrum einer von zahlreichen Gemeinden geprägten Region avancierte. Hinweisen zufolge war der heutige Raum der Metropole aber auch schon lange zuvor von recht großen Siedlungen geprägt. Der neue Beleg dafür stammt nun aus dem 1938 eingemeindeten Münchner Stadtteil Feldmoching.
Siedlungsspuren von Kelten und Römern
Wie so häufig führten auch dort geplante Baumaßnahmen zu den archäologischen Entdeckungen. Bei dem Areal im Visier der Münchner Stadtentwicklung handelt es sich um das sogenannte Lerchenauer Feld südlich des Feldmochinger Ortskerns. Auf der 23 Hektar großen Freifläche soll ein umfangreicher Wohnpark entstehen. Zuvor galt es allerdings zu klären, ob dort womöglich Spuren aus der Geschichte im Boden schlummern. Und tatsächlich: Das Sondierungsteam stieß auf viele Überreste einstiger Siedlungsstrukturen. Mittlerweile wurden mehr als 100 Hausgrundrisse, sechs Brunnen und neun Gräber entdeckt, berichtet das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege (BLfD).
Den Befunden zufolge stammen die umfangreichen Gebäudereste und Bestattungen aus zwei unterschiedlichen Epochen:
Zahlreiche Funde konnten einer Siedlung aus der römischen Kaiserzeit des 3. und 4. Jahrhunderts n. Chr. zugeordnet werden. In den Bestattungen aus dieser Ära fanden die Archäologen bisher etwa römisches Geschirr, eine Gürtelschnalle und die Klinge einer Sichel.
Noch bedeutender sind allerdings die Gräberfunde und Baustrukturen aus der späten Eisenzeit – der sogenannten Latènezeit (450 bis 15 v. Chr.). Sie stammen demnach von den damals keltischen Bewohnern der Region nördlich der Alpen. Von den unterschiedlich großen Gebäuden dieser Ära zeugen Pfostenlöcher, die als dunkle Kreise im Untergrund zu erkennen sind. Spuren von einstigem Füllmaterial belegen dabei, dass es sich um Fachwerkhäuser gehandelt hat, berichtet das BLfD.
Eine beachtliche Siedlung
Der Umfang der Bebauungsspuren auf den bisher untersuchten zwölf Hektar deutet dem Archäologen-Team zufolge auf eine für die damalige Zeit recht große Siedlung ab: Demnach könnten etwa 500 Menschen im Bereich des heutigen Feldmoching gelebt haben, schätzen die Experten. Dazu sagt Mathias Pfeil vom BLfD: „Schon vor rund 2000 Jahren strömten offenbar bereits viele Menschen in die Region des heutigen Münchens. Bislang haben wir nur annehmen können, dass es überall im heutigen Stadtgebiet Großsiedlungen gab. Die gründliche Untersuchung auf dem Lerchenauer Feld konnte das nun bestätigen und damit eine Forschungslücke schließen“, so Pfeil.
Die Grabungen sollen dort nun noch bis Mitte 2024 weitergeführt werden. Danach soll dann der Bau des geplanten Wohnparks beginnen. Letztlich knüpft die Stadt München damit also an die alte Siedlungsgeschichte auf dem Areal an. Dazu sagt Thomas Weingartner, Niederlassungsleiter München bei der Bayerischen Hausbau Development GmbH abschließend: „Die Ausgrabungen zeigen, dass das Lerchenauer Feld in unterschiedlichen Epochen immer wieder besiedelt war. Wir freuen uns, dass diese spannenden Spuren jetzt aufgedeckt und ausgewertet werden können, bevor dort bald erneut Menschen hinziehen“, so Weingartner.
Quelle: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege