Man nannte ihn den schwarzen Prinzen. Der Sohn des englischen Königs erhielt seinen Beinamen wegen seiner schwarzen Rüstung, die in der Kathedrale von Canterbury am Grabmal des Prinzen zu besichtigen ist – ebenso wie sein Helm. Weltweit gibt es nur einen vergleichbaren Helm, den das LWL-Museum für Archäologie in Herne in der neuen Ausstellung „Aufruhr 1225!“ zeigt. Die Schau des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) thematisiert vom 27. Februar 2010 unter anderem die mittelalterliche Kriegskunst und eine der letzten Ritterkämpfe, die Schlacht von Worringen bei Köln.
Der Helm in der Ausstellung – ein sogenannter Topfhelm – ist eine Leihgabe aus der Hofjagd- und Rüstkammer des Kunsthistorischen Museums in Wien. Er wurde um das Jahr 1350 gefertigt und gehörte vermutlich dem österreichischen Adeligen Albert von Prankh. Neben dem Helm aus Canterbury ist er der einzige bekannte Topfhelm, der samt Helmschmuck erhalten ist. Ein lederner Aufsatz in Gestalt von Büffelhörnern ziert den aus Metall gefertigten Kopfschutz. Der starre Gesichtsschutz deckt fast das gesamte Gesichtsfeld ab und sorgt für das topfähnliche Aussehen des Helms. „Der Träger konnte nur sehr eingeschränkt durch schmale Schlitze sehen und bekam auch nur schwer Luft“, sagt der Projektleiter der Herner Ausstellung, Dr. Stefan Leenen.
Auch wenn der Wiener Helm vermutlich für Turniere genutzt worden sei, verdeutliche er doch anschaulich eine verhängnisvolle Entwicklung für die damaligen Ritter, so der Mittelalterexperte. Denn neue Waffentechniken zwangen die Reiterkrieger, den eigenen Körper auf dem Schlachtfeld stärker zu schützen. Leenen: „Anfangs mit vergleichsweise leichten Kettenhemden und Beinschützern ausgestattet, steckten die Ritter später von Kopf bis Fuß in Eisen.“ Das habe zum einen das Sehfeld, zum anderen aber auch die Bewegungsmöglichkeiten stark begrenzt.
Der erhoffte Erfolg des zusätzlichen Schutzes blieb dagegen aus. Die Ritter verloren – bedroht von Bogen, Armbrust oder Langwaffen – ihre militärische Bedeutung. Dabei hatten sie jahrhundertelang das Kriegsgeschehen dominiert. Ihre Ausrüstung kostete ebenso wie die Ausbildung ihrer Kriegsrösser ein Vermögen. Die großwüchsigen Pferde der Profisoldaten wurden speziell dazu ausgebildet, im Schlachtgeschehen die Nerven zu behalten. Doch mit langen Stangenwaffen warfen gegnerische Fußtruppen die gepanzerten Reiter immer öfter aus dem Sattel. Bogenschützen bedrohten ihr Leben bereits aus großer Distanz. „Besonders die englischen Langbogenschützen waren gefürchtet“, sagt Leenen. „Mit ihrer Hilfe zwang auch der Schwarze Prinz seine Feinde in die Knie.“
Eine der letzten großen Ritterschlachten des Mittelalters ereignete sich im Juni 1288 bei Worringen. In der Auseinandersetzung vor den Toren Kölns standen sich etwa 10.000 Kämpfer gegenüber, jeder Zweite von ihnen war ein Ritter. Der grausame Kampf entschied einen sechs Jahre währenden Erbfolgestreit um die Grafschaft Limburg. Rund 2000 Beteiligte verloren ihr Leben. Viele von Ihnen waren Bauern. Die meisten Ritter kamen glimpflich davon – nicht aber aufgrund ihrer Schutzhelme, sondern weil sie als Gefangene dem Gegner ein stattliches Lösegeld einbrachten.
1225 kommt der Kölner Erzbischof Engelbert, einer der mächtigsten Männer des Reiches, während eines Überfalls bei Gevelsberg im heutigen Ruhrgebiet gewaltsam ums Leben. Wie dieser Mord die ganze Ruhrregion veränderte – das ist Ausgangspunkt und Leitmotiv der größten Mittelalterausstellung, die bisher im Ruhrgebiet gezeigt wurde: „Aufruhr 1225! Ritter, Burgen und Intrigen“ läuft vom 27. Februar bis 28. November 2010 im LWL-Museum für Archäologie in Herne.
27. Februar bis 28. November 2010 AufRuhr 1225! Ritter, Burgen und Intrigen