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Mini-Tempel im Militärlager entdeckt

Römer in Germanien

Mini-Tempel im Militärlager entdeckt
Blick auf den Ausgrabungsbereich mit den Spuren der aus Lehmfachwerk errichteten Kultbauten, die einst einen kleinen Säulen-Vorbau besaßen. © LWL/C. Hentzelt

Überraschende Zeugnisse religiöser Kultur: Archäologen haben auf dem Gelände des Römerlagers von Haltern am See die Überreste von zwei kleinen Kultbauten und einer Opfergrube gefunden. Die beiden Gebäude aus Lehmfachwerk wiesen dabei typische Merkmale römischer Tempelstrukturen auf. Aus dem Innenbereich römischer Militäranlagen waren derartige Kultbauten bisher nicht bekannt. Das Team hofft nun auf weitere Funde, die beleuchten, was es mit den beiden Mini-Tempeln auf sich hatte.

Enorme Militärpräsenz vor rund 2000 Jahren: Bei der heutigen Stadt Haltern am See in Nordrhein-Westfalen befand sich einst einer der wichtigsten Stützpunkte der Römer bei ihrem Vorhaben, germanisches Gebiet rechts des Rheins zu erobern. Am Ufer des Flusses Lippe war eine der Legionen stationiert, die 9 n. Chr. in der berühmten Varusschlacht vernichtet wurden. Von dem befestigten Lager, das über 18 Hektar umfasste, zeugen zahlreiche Funde, die Archäologen seit 1816 entdeckt haben. Heute befindet sich dort das Römermuseum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL).

Es gibt auf dem Gelände allerdings noch immer spannende Spuren aus der Zeit der römischen Militärpräsenz zu entdecken, wie Ausgrabungen der letzten Jahre gezeigt haben. Darin reihen sich nun die aktuellen Funde ein. Sie stammen von einem über 2000 Quadratmeter umfassenden Bereich innerhalb des Römerlagers, der bereits 1928 schon einmal provisorisch untersucht worden war. Damals hatten die Archäologen dort die Spuren eines Baukomplexes im Boden identifiziert. Welche Funktionen er einst besaß, blieb aber unklar. Es gab unter anderem die Vermutung, dass es sich um ein Versammlungsgebäude für Militärangehörige gehandelt hat.

Genauere Nachforschungen

Aus Mangel an Zeit und Geld wurden bei den Ausgrabungen vor rund 100 Jahren dann aber viele Spuren im Boden belassen. “Zum Glück”, sagt die Römerexpertin der LWL-Archäologie für Westfalen, Bettina Tremmel. Denn ihr zufolge hätten damals weitere Untersuchungen womöglich zu Zerstörungen archäologischer Strukturen in dem Bereich geführt. Nun konnten sich Tremmel und ihre Kollegen hingegen akribisch der Erfassung der Gräben und Pfostenspuren widmen, die als Verfärbungen im Boden erkennbar sind. “Es glich oft einer Sisyphusarbeit, diese Spuren aus der Römerzeit aufzufinden”, sagt die Archäologin. Doch der Aufwand hat sich gelohnt, denn es zeichneten sich die Überreste von zwei besonders interessanten Gebäuden ab, berichtet das LWL.

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Bisher konnten die Archäologen den Grundriss des westlichen Baus bereits nahezu vollständig aufdecken. Dabei zeigte sich, dass dieses etwa 30 Quadratmeter große, rechteckige Gebäude einen fünf Meter breiten Zugang an der Vorderseite besaß. Dieser Gebäudefront war ein kleiner Porticus vorgelagert: Der Eingang war durch zwei seitlich stehende Holzsäulen architektonisch hervorgehoben worden. Aus den bisherigen Befunden geht hervor, dass der nahe zweite Bau weitgehend identisch strukturiert war.

Mysteriöse Mini-Tempel

Aus den baulichen Merkmalen schließen die Experten, dass es sich um zwei Kultbauten gehandelt hat. “Die beiden rechteckigen Gebäude bestanden zwar nur aus Lehmfachwerk, sie hatten aber die typischen großen, aus Stein errichteten Podiumstempel zum Vorbild, die zur Zeit des Kaisers Augustus in zahlreichen römischen Städten zu finden waren”, erklärt Tremmel. Zudem zeichnete sich zwischen den beiden Gebäuden der Überrest einer von einem kleinen Nischenbau eingefassten Grube ab. In ihr wurden Spuren von Holzkohle gefunden.

„Bei den Bauten, über deren Funktion schon zuvor gerätselt wurde, handelt es sich unserem bisherigen Forschungsstand zufolge um zwei kleine Tempel und einen Nischenbau mit Brandgrube“, resümiert Michael Rind vom LWL. Der Befund sei außergewöhnlich, weil derartige Kultbauten nirgendwo sonst innerhalb römischer Militäranlagen gefunden worden seien.

Abschließend sagt LWL-Kulturdezernentin Barbara Rüschoff-Parzinger zu den nun weiterlaufenden Untersuchungen: “Bei Römern in Westfalen denkt man als Erstes an aufwendige Logistik, große Militäranlagen und glänzende Ausrüstung. Die Glaubensvorstellungen der Römer spielten bei unserer Arbeit bislang eine untergeordnete Rolle. In den kommenden Monaten soll daher der Frage nachgegangen werden, welches Geheimnis hinter diesem einmaligen Befund steckt”, so Rüschoff-Parzinger.

Quelle: Landschaftsverband Westfalen-Lippe

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