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Kultstätte in den Niederlanden entdeckt

Archäologie

Kultstätte in den Niederlanden entdeckt

Video: Präsentationsvideo der Ausgrabungsergebnisse (auf Niederländisch) © Gemeente Tiel

Ein heiliger Ort für Bestattungen, Opfer und geheimnisvolle Rituale: Archäologen haben in den Niederlanden einen 4000 Jahre alten Kult- und Begräbnisort entdeckt. Die Hauptelemente der Anlage bildeten drei Grabhügel, in denen das Team auf zahlreiche menschliche Überreste stieß. Bei dem größten Bau stellten die Experten außerdem Strukturen fest, die offenbar eine Art Sonnenkalender bildeten. Ein weiteres Highlight war der Fund einer Glasperle, die ursprünglich aus dem weit entfernten Mesopotamien stammte.

Der Blick richtet sich auf die Stadt Tiel, die sich im Zentrum der Niederlande in der Provinz Gelderland befindet. Wie die Gemeinde auf ihrer Website berichtet, wurden im Zuge von Bauarbeiten in einem Gewerbegebiet zunächst erste Spuren aus der tiefen Vergangenheit des Ortes entdeckt. Dies führte zu einem archäologischen Ausgrabungsprojekt, das dann immer spektakulärere Funde zutage förderte. Es zeichnete sich schließlich ab, dass sich an dem Ort vor etwa 4000 Jahren ein rituelles Zentrum befunden hat. Nun hat die Gemeinde Tiel die vorläufigen Ergebnisse präsentiert.

Grabhügel mit Sonnenkalender-Funktion

Das gesamte Areal mit prähistorischen Strukturen umfasste demnach eine Fläche, die drei Fußballfeldern entspricht. Dort befanden sich Gräber, ein Gehöft und die wichtigsten Elemente bildeten drei Erdhügel, in denen ebenfalls Menschen bestattet wurden. Insgesamt fanden die Archäologen die Überreste von mehr als 80 Männern, Frauen und Kindern, von denen einige begraben, andere eingeäschert beigesetzt wurden. Aus den Befunden geht hervor, dass die Anlage über eine Dauer von 800 Jahre hinweg für Bestattungen verwendet wurde.

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Bei dem größten Erdhügel machten die Experten zudem eine spannende Entdeckung: Der etwa 20 Meter breite Bau diente offenbar als eine Art Sonnenkalender. Um den Hügel herum stieß das Team auf die Spuren eines Grabens mit Durchgängen. Dabei stellten sie fest, dass die Sonne an speziellen Tagen des Jahres direkt durch diese Öffnungen auf den Hügel schien: am längsten Tag – dem 21. Juni, der Sommersonnenwende – und auch am kürzesten, dem 21. Dezember, zur Wintersonnenwende. Außerdem markierten weitere Öffnungen wohl Ernte- oder Festtage.

An den Stellen, an denen die Sonne direkt durch die Öffnungen schien, entdeckten die Archäologen außerdem Objekte, die sie als Überreste von Opferritualen interpretieren. Es handelt sich um Wertgegenstände wie eine bronzene Speerspitze, Knochen von Tieren, aber auch um Schädel von Menschen. Diese Befunde untermauern damit, dass Grabhügel in der damaligen Zeit auch für Rituale genutzt wurden, schreibt die Gemeinde Tiel. Wie genau die Anlage einst ausgesehen hat und genutzt wurde, bleibt bisher allerdings weitgehend spekulativ.

Glasperle aus Mesopotamien

Neben dem Sonnenkalender heben die Experten noch ein weiteres Highlight hervor: Eine zunächst unscheinbar wirkende, grünliche Perle, die in einem Begräbnisbereich am Rande der Anlage entdeckt wurde. Es handelt sich dabei nun um die älteste Glasperle, die aus den Niederlanden bekannt ist. Offenbar war sie auch erstaunlich weit gereist: Die Perle stammte wohl ursprünglich aus der damals vergleichsweise hochentwickelten Region Mesopotamien im heutigen Irak. Dies bedeutet, dass die Bewohner der heutigen Niederlande bereits vor 4000 Jahren Kontakte oder sogar Handelsbeziehungen besaßen, die bis in diese fast 5000 Kilometer entfernte Region reichten.

Wie die Gemeinde Tiel abschließend schreibt, werden die Auswertungen der Befunde jetzt weitergehen und es ist am Ende eine wissenschaftliche Veröffentlichung geplant. Einige Funde werden im Rijksmuseum van Oudheden in Leiden und im Museum von Tiel präsentiert. Abschließend sagt Stadtrat Frank Groen: “Wir denken jetzt darüber nach, wie wir die Geschichte der Öffentlichkeit noch besser erzählen können. Zum Beispiel durch einen Dokumentarfilm.“

Quelle: Gemeinde Tiel

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