2010 feiert das Schloss Favorite bei Rastatt ein Doppeljubiläum: Nicht nur das Porzellanschloss wird 300 Jahre alt, auch das europäische Porzellan begeht diesen runden Geburtstag. Aus diesem Anlass findet im Erdgeschoss des Lustschlosses noch bis zum 12. September 2010 die Sonderausstellung „Meißner Porzellan der Frühzeit“ statt.
1710 begann Markgräfin Sibylla Augusta von Baden-Baden mit dem Bau ihres Lustschlosses. Im gleichen Jahr zeigte die Frühjahrsmesse in Leipzig das erste europäische Porzellan – und Sibylla Augusta war eine der ersten Kundinnen. Sie sammelte mit Spürsinn und Verstand und baute sich eine eindrucksvolle Sammlung von Porzellangegenständen auf, die sie im Schloss Favorite unterbrachte. Zusammen mit dem sächsischen Kurfürsten August dem Starken wurde sie bald zu einer der führenden Sammlerinnen des „Weißen Goldes“.
Ungefähr 100 Exponate werden im Schloss Favorite gezeigt, unter anderem in der berühmten Schauküche der Markgräfin. Die Ausstellung ist chronologisch gegliedert und folgt den Entwicklungsstationen der Manufaktur Meißen – von den rotbraunen Böttgersteinzeugen über die ersten weißen Porzellane bis hin zur feinen Porzellanbemalung. Besonders begehrt war 1710 das „Schwartz Porcellain“: Steinzeug mit tief schwarzer Glasur und farbigem Dekor, das die Optik der importierten Lackwaren aus China und Japan imitierte und zusammen mit Seide zu den kostbarsten und geheimnisvollsten Importen der damaligen Zeit zählte.
Auch die zahlreichen Veranstaltungen im Jubiläumsjahr stehen ganz im Zeichen des „Weißen Goldes“: Vom 27. bis zum 29. Mai 2010 finden zum Beispiel Porzellantage mit Themenführungen und Workshops in Porzellanmalen statt. Am 7. August 2010 führt das Barockfest im Schlossgarten den Besuchern vor Augen, wie Markgräfin Sibylla Augusta und ihr Hofstaat kunstvoll und raffiniert Feste feierten. Zusätzlich finden bis zum 14. November 2010 regelmäßig Sonderführungen statt, in denen zum Beispiel am 30. Mai und am 29. August 2010 die „Spuren des Hofbaumeisters“ verfolgt und am 17. Oktober 2010 der „Zauber des fürstlichen Lustgartens“ entdeckt werden können. Zusätzlich kann der Besucher beim Spaziergang durch den Landschaftsgarten Informationen mit seinem eigenen Mobiltelefon abrufen und mit Klängen und Stimmen des 18. in die Zeit der Sibylla Augusta eintauchen.