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Keltische Grabkammer entdeckt

Archäologie Baden-Württemberg

Keltische Grabkammer entdeckt
Rekonstruktion des Grabhügels mit einer Darstellung der Grabkammer und des Raubgräbertunnels. © Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart / Faber Courtial

Eine fürstliche Ruhestätte aus dem Umfeld der berühmten Heuneburg: Ein archäologisches Team hat in Oberschwaben die Reste einer frühkeltischen Grabanlage aus der Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. entdeckt. Es handelt sich um einen monumentalen Grabhügel, in dessen Zentrum eine hölzerne Grabkammer angelegt war. Sie wurde zwar schon in der Antike ausgeraubt, doch der erstaunliche Erhaltungszustand der Holzkonstruktion macht den Fund zu einem Schatz, sagen die Experten.

Der Blick richtet sich auf eine Region, die bereits für ihre Spuren aus der Ära der Kelten in Süddeutschland bekannt ist: Der neuentdeckte Grabhügel befindet sich in der Donauebene bei Riedlingen, nur etwa sieben Kilometer nordöstlich der sogenannten Heuneburg, die als älteste stadtartige Siedlung nördlich der Alpen gilt. Sie beherbergte zu ihrer Blütezeit in der Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. mehrere tausend Einwohner und war der Sitz einer herrschaftlichen Gesellschaft. Davon zeugen unter anderem Funde von monumentalen Hügelgräbern im Umland der Heuneburg. Ein herausragendes Beispiel ist dabei das sogenannte Grab der Keltenfürstin vom Bettelbühl. Zu der neuen Entdeckung kam es nun im Rahmen weiterer archäologischer Untersuchungen in der spannenden Fundregion.

Wie das Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart (LAD) berichtet, identifizierte das Grabungsteam dort die Überreste eines Grabhügels, der einst 65 Meter breit und bis zu sechs Meter hoch war. Es handelt sich somit ebenfalls um eine der Anlagen, die die Kelten in der Zeit zwischen 620 und 450 v. Chr. für besonders hochstehende Persönlichkeiten errichteten. Die besondere Überraschung war allerdings der Fund der noch vollständig erhaltenen Grabkammer aus Eichenholz im Zentrum der Anlage. Denn obwohl Holz das wichtigste Baumaterial in frühkeltischer Zeit war, sind Konstruktionen aus der vergänglichen Substanz nur selten im Boden erhalten geblieben.

Erstaunlich gut erhaltene Holzkonstruktion

Doch im aktuellen Fall haben besondere Bedingungen im Untergrund der Grabanlage die Konstruktion konserviert, erklären die Experten. Der Fund dokumentiert somit die keltische Bauweise. „Das Riedlinger Grab ist ein Glücksfall für die Archäologie: Die wissenschaftliche Bedeutung dieses vollständig erhaltenen keltischen Kammergrabs reicht weit über die Grenzen Baden-Württembergs und Süddeutschlands hinaus“, sagt Dirk Krausse vom LAD. Wie das Team berichtet, ist die entdeckte Kammer 4,05 Meter lang, 3,40 Meter breit, und etwa einen Meter hoch. Der Boden besteht aus in Nord-Süd-Richtung verlegten Dielen und die Wände aus hochkant gestellten Bohlen.

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Gesamtansicht der freigelegten Grabkammer. Foto © Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart / Jörn Heimann

Deutlich massiver war die Decke konstruiert: Sie besteht aus zwei Lagen mächtiger Eichenbohlen. Besonders spannend ist, dass sich Holz anhand seiner Jahresring-Strukturen präzise datieren lässt. Die dendrochronologischen Untersuchungen der bisher geborgenen Kammerhölzer läuft zwar noch, aber es liegt bereits ein Befund zu einem gefundenen Werkzeug vor, das die Erbauer außerhalb der Kammer zurückgelassen haben. Es war demnach aus dem Holz einer im Jahr 585 v. Chr. gefällten Eiche gefertigt.

Eine hochstehende Persönlichkeit

Damit stammt das Riedlinger Grab offenbar aus der gleichen Zeit wie das der Keltenfürstin vom Bettelbühl (583 v. Chr.). Wahrscheinlich handelt es sich im aktuellen Fall allerdings um die Ruhestätte eines Mannes: Bisher wurden mehrere gut erhaltene Knochen eines menschlichen Skeletts geborgen, die einer ersten Untersuchung zufolge vermutlich von einem jungen, etwa 168 Zentimeter großen männlichen Individuum stammen.

Funde von Grabbeigaben können leider keine weiteren Hinweise liefern, denn wie das Team berichtet, wurde die vermutlich ursprünglich reich ausgestattete Kammer schon in der Antike vollständig ausgeraubt. Davon zeugen die Spuren von zwei Raubgräbertunneln, die zu einem Einstiegloch führen. In einem dieser Tunnel fanden die Archäologen Ziernägel, die offenbar beim Abtransport eines Beutestücks verloren gegangen waren. Wie sie erklären, könnten sie einst zu einem vierrädrigen Wagen gehört haben, mit dem das fürstliche Grab ausgestattet war.

Wie das LDA berichtet, werden in den kommenden Wochen nun weitere Untersuchungen durchgeführt. Dabei hofft das Team, dass die vollständige Freilegung des Kammerbodens vielleicht noch Spuren der einstigen Grabausstattung aufdecken kann. „Auch die nach Abschluss der Ausgrabungen anstehenden Untersuchungen und Analysen lassen weitere wichtige Erkenntnisse erwarten, insbesondere zur Frage, für wen dieses monumentale Hügelgrab errichtet worden ist“, sagt Roberto Tarpini vom LAD.

Quelle: Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart

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