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Junges Schloss

DAMALS-Kooperation

Junges Schloss
Eiszeit hautnah erleben können die Besucher des neuen Kindermuseums in Stuttgart. (c) Landesmuseum Württemberg Stuttgart, Foto: Hendrik Zwietasch

Im Landesmuseum Württemberg wurde am vergangenen Wochenende ein neues Museum für Kinder im Alter zwischen vier und zehn Jahren eröffnet. Nur fünf eingetragene Kindermuseen gibt es in ganz Baden-Württemberg – das Junge Schloss gehört nun dazu. Damit schafft das Landesmuseum Württemberg einen Platz für Kinder, an dem diese entdecken können, dass Kultur und Geschichte Spaß macht. Die Gesamtfläche des Jungen Schlosses, mehr als 700 Quadratmeter, gliedert sich in zwei Bereiche. Eine Fläche von mehr als 300 Quadratmeter steht für den Empfang bereit. Begrüßt werden die Besucher von den beiden Maskottchen Hugo und Trixi. Das Schlossgespenst und die Eule sind seit fast einem Jahr die offiziellen Vertreter des Kindermuseums und natürlich überall im Jungen Schloss präsent.

Workshopräume gibt es in jedem Museum; im Jungen Schloss sind sie aber ganz besonders. So gibt es einen Raum mit integrierter Küche. Er bietet ganz neue sinnliche Möglichkeiten der Vermittlung. Wer wollte nicht schon immer einmal wissen, wie eine steinzeitliche Suppe zubereitet wurde und vor allem wie sie schmeckte? Ein Geburtstagsraum mit Bühne steht für die Ehrengäste bereit und bietet allen Nachwuchsschauspielern die Möglichkeit, ihre Theater-Talente zu entdecken. Überraschungen bietet die Toilette des Kindermuseums. Während es bei den Jungen „ritterlich“ zugeht, verzaubern bei den Mädchen Prinzessinnen das stille Örtchen in ein kleines Traumland.

Ergänzt wird der Empfangs- und Workshopbereich von einer 400 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche. Sie bietet Platz für wechselnde Präsentationen und soll etwa alle zwei Jahre ein neues Thema erhalten. Als Mammutjäger Tiere beobachten, auf einem römischen Markt mit fremdartigen Speisen handeln oder eine Ritterprüfung ablegen – die erste Ausstellung des Jungen Schlosses hält für Kinder von vier bis zehn Jahren viele Überraschungen bereit. Mitmachen heißt hier, auch Originalobjekte wie etwa einen Mammut-Backenzahn anfassen zu können. Dies war der Wunsch des Kinderbeirats, der das Museums-Team tatkräftig unterstützte.

Auch die Kulturgeschichte Württembergs wird in dem neuen Kindermuseum anhand von Originalobjekten, interaktiven Vermittlungsebenen und Abenteuerbereichen kindgerecht dargestellt. Einige jahrtausendealte und wertvolle Originale können unter Anleitung von Ausstellungsbegleitern in die Hand genommen werden – eine Besonderheit im Jungen Schloss und wichtiger Impuls aus dem Kinderbeirat. Im Zentrum der Präsentation steht eine Wunderkammer aus der Renaissance. Sie bietet einen chronologischen Überblick über die Epochen von der Urzeit bis in die Neuzeit.

Die ersten Wunderkammern der Geschichte wurden als Sammlungen unterschiedlichster Objekte von Fürsten und Königen gegründet – auch in Württemberg wurde 1596 erstmals ein derartiges herzogliches Prestigeobjekt erwähnt. Im Jungen Schloss wird die Wunderkammer als Metapher genutzt. Die Museumsschätze sind in einem scheinbaren Durcheinander angeordnet und wecken den Forschergeist der Besucher. Zudem verdeutlichen die provisorisch wirkenden Objektbeschriftungen den ständigen Wandel der Wissenschaft. Als Gesamtbild entfaltet die Wunderkammer eine Aura des Staunens. Hier wird das Thema Schätze aufgegriffen und durch die Epochen weitergeführt: Ein unscheinbarer Feuerstein aus der Steinzeit offenbart seine Qualitäten erst, wenn die Besucher in die Welt der Mammuts und Eiszeitjäger eintauchen. Keltische Münzen sind schon eher als „Schätze auf den ersten Blick“ zu erkennen. Neben dem tatsächlichen Wert der Gegenstände steht vor allem der Bezug zu den Lebenswelten der damaligen Menschen. Wie wurden sie genutzt und welche Bedeutung hatten sie?

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Aufgelockert werden die „echten“ wertvollen Schätze durch hands on Stationen, hinter denen sich so manche Überraschung verbirgt, wie ein Pop-up Hahn in der Schublade. Jedem Zeitalter sind in der Wunderkammer eigene Bereiche gewidmet, die in chronologischer wie auch freier Reihenfolge betrachtet werden können. Den Epochen Steinzeit, Römerzeit, Mittelalter und Neuzeit sind besondere Abenteuerbereiche zur Vertiefung angeschlossen. Hier erleben die Kinder Geschichte hautnah und schlüpfen in historische Rollen.

Das Junge Schloss spricht in seiner Vermittlung die unterschiedlichen Sinne der Jungen und Mädchen an und fordert zum eigenen Handeln auf. Die Konzeption geht auf die Lebenswelt und Zugangsweisen der Kinder ein und bewahrt gleichzeitig den Charme eines Museums. In einer auf den ersten Blick altmodisch anmutenden Inszenierung finden sich in subtiler Form immer wieder Alltagsbezüge, die im Rahmen der Geschichtspräsentation Brücken zur Gegenwart bilden. Die Vielfalt der Vermittlungsformen ermöglicht es, unterschiedliche Altersgruppen anzusprechen, wie auch auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder einzugehen. Ein spielerischer, sinnlicher Zugang für die ganz jungen Besucher wird durch eine Didaktik ergänzt, die auch ältere Kinder und deren Familien anspricht.

Zum Kindermuseum ist begleitend auch ein Kindersachbuch erschienen. Wie in der Ausstellung geht es auch im Buch in einer Wunderkammer los. Die dort versammelten Objekte werden auf den folgenden Seiten in ihrem historischen Kontext gezeigt: Ein steinzeitlicher Topf inklusive Rezept für eine 30.000 Jahre alte Linsensuppe versprechen kulinarische Genüsse beim Nachkochen. Wie römische Soldaten es fertig brachten, in Ihren Sandalen im Winter nicht zu frieren, weiß natürlich das kluge Schlossgespenst Hugo. Was Christoph Kolumbus mit Amerika zu tun hat, wird ebenso erklärt wie der außergewöhnliche Name eines schwäbischen Urzeittieres: der Batrachotomus.

Die seit vielen Jahren erfolgreichen Kinderbuch-Illustratoren Karin Schliehe und Bernhard Mark schufen auf farbigen Doppelseiten Ausschnitte aus dem Leben der einzelnen Epochen. Liebevoll gestaltete Details auf allen Seiten machen Lust, die Bilder genauer zu betrachten. Auf Klappen, die von Silke Molitor illustriert wurden, werden die wichtigsten Gegenstände der jeweiligen Zeit von Hugo und Trixi erklärt. Zusätzlich erzählen die beiden lustige Anekdoten, geben Bastelanleitungen oder lassen den Leser in märchenhafte Legenden eintauchen. Das letzte Kapitel der Reise durch die Geschichte zeigt das Museum von heute. Das Buch erzählt also nicht nur spannendes zur Historie, sondern thematisiert kindgerecht auch die heutige Bedeutung der Museen und deren Aufgaben Darüber hinaus finden die Kinder am Ende des Buchs weitere Anregungen für Ausflüge in die Region um Stuttgart.

Das Sachbuch „Geheimnisvolle Wunderkammer – Kinder entdecken Geschichte“ besteht aus 32 Seiten und ist für Kinder im Vorlesealter und für Erstleser gedacht. Durch die Vertiefungsebenen in den Buchklappen richtet es sich zudem an fortgeschrittene Leser im Grundschulalter. Das Kindermuseum in Stuttgart bringt das Kindersachbuch gemeinsam mit dem Stuttgarter Belser Verlag heraus.

Quelle: Bettina Laser
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