Der Porzellanfabrik Carl Schumann Arzberg widmet das Porzellanikon in Selb-Plößberg seine aktuelle Sonderausstellung. Dabei geht das Museum neue Wege: Nicht die Produkte der 1994 stillgelegten Fabrik stehen im Mittelpunkt, sondern Bilder, die Peter Hirsch und Jutta Bender aus Sinsheim fotografiert haben. Im August 2004 waren die beiden Fotografen entlang der Porzellanstraße auf der Suche nach interessanten Motiven. Dabei stießen sie auf die ehemalige Porzellanfabrik Carl Schumann. Damit begann für sie eine ganz persönliche Entdeckung, die sie als Beispiel einer Epoche, die Erfolgsgeschichte eines Unternehmers und des Unternehmens, seinen Aufstieg und seinen Niedergang beschreiben.
Es sind erstaunliche Bilder, die den beiden Fotografen gelungen sind. Sie wirken fast wie Stillleben, die die Tragik fassbar werden lassen, die mit Schließung, Verfall und schließlich Abriss verbunden waren und sind. Dennoch wirken die Fotografien auf den Betrachter nicht traurig, sondern sie fangen ihn ein. Man sieht die Arbeiter förmlich, wie sie von der Frühstückspause aufgestanden sind, wie sie das letzte Mal die die Schicht zu einem guten Ende gebracht haben und dann wie gehabt alles stehen und liegen gelassen haben, als bestünde noch die Hoffnung auf eine Rückkehr.
Die meist großformatigen Fotos, die in der neuen Ausstellung zu sehen sind, lassen den Stolz der Erbauer und architektonische Details nachvollziehen. So zum Beispiel die Treppenhäuser aus den 30er Jahren, ganz im Stil der neuen Sachlichkeit erbaut, die bunten Fenster, um 1910 entstanden, noch vom Jugendstil geprägt, die neue Fabrikantenvilla, die einst stolz die Besucher empfing, sie alle erzählen von der beeindruckenden Geschichte des Arzberger Unternehmens.
Dem Museumsteam geht es aber nicht nur um einen Rückblick. Vielmehr geht es ihm darum, mit der neuen Ausstellung auf den bewussten Umgang mit Zeugen der Vergangenheit hinzuweisen. Museumsdirektor Wilhelm Siemen: ,,Es geht uns darum, Zukunftschancen aufzuzeigen, auch wenn eine Industrie sich zurückzieht. Denn dann muss Neues wachsen, nicht geschichtslos, sondern der eigenen Stärke und Tradition bewusst.’’ Ein weiteres Anliegen der Ausstellung ist es, die in Planungen befindlichen und bereits verwirklichte Projekte vorzustellen, die zeigen, was möglich ist, wenn mit Industriebrachen verantwortungsvoll umgegangen wird, also mit dem ,,Nachher’’.
Daher wird zum Ende der Ausstellung unter dem Motto: ,, Industriedenkmale in Oberfranken. Chancen der Nachnutzung von Industrieensembles“ ein internationales Symposium stattfinden. Es wird sich mit dem Thema ,,Zwischen Denkmal und Vergessmal’’ befassen, Dabei geht es um die Industriedenkmalpflege und Varianten der Nachnutzung historischer Produktionsgebäude und Areale, was beispielhaft durch die Wiederbelebung der ehemaligen Heinrich-Fabrik in Selb dokumentiert wird. Zudem wird es rund um die Ausstellung unter anderem auch noch Fachvorträge, eine Besichtigungstour zu Fabrikantenvillen in Oberfranken und ein Kaffeetrinken mit Schumann-Porzellan geben.
Zur Ausstellung ist ein Begleitband erschienen.