Kritischer Blick auf eine symbolträchtige Form der Fußbekleidung: Die traditionellen Holzschuhe haben offenbar den Menschen in Nordholland vor rund 200 Jahren die Füße ramponiert. Das zeigen Untersuchungen von Fußknochen aus einem Dorf nördlich von Amsterdam.
Die Steifigkeit der Holzschuhe, der sogenannten Klompen, war demnach sowohl ein Vorteil als auch ein Nachteil bei der harten Landarbeit. Gesund für die Füße sind allerdings auch viele heutige Schuhformen nicht, geben die Forscher zu bedenken.
Sie waren preiswert, haltbar und schützten die Füße vor Verletzungen sowie Kälte: Holzschuhe waren viele Jahrhunderte lang die typische Fußbekleidung der Menschen in einigen Teilen Europas – vor allem in den Niederlanden. So auch im nordholländischen Dorf Middenbeemster im 19. Jahrhundert, berichtet ein Archäologenteam von der Universität Leiden. Die Forscher haben im Rahmen der Verlegung des Friedhofes des Ortes Untersuchungen an den Überresten der dort begrabenen Landbevölkerung durchgeführt.
Dabei stießen sie überraschend häufig auf eine heute seltene Art von Knochenläsion an den Fußknochen der Skelette: Osteochondritis dissecans (OD). “Diese Läsionen sehen aus wie Krater in den Knochen und an den Gelenken – als wären Knochenstücke geradezu herausgeschlagen worden”, berichtet Andrea Waters-Rist von der Western University in London (Canada), die sich an den Forschungsarbeiten beteiligt hat. “Wir brauchten kein Mikroskop, um sie an den Funden festzustellen, sie waren so offensichtlich”, so die Bio-Archäologin. Vermutlich waren diese Knochenläsionen damals auch mit Schmerzen verbunden.
Ungünstige Kombi: Holz-Clogs und harte Arbeit
Den Forschern zufolge sind die Läsionen auf das Tragen von Holzschuhen in Kombination mit harter Arbeit zurückzuführen: “Diese Schuhe sind hart und unflexibel und sind schlechte Schockabsorber. Dies war eine Zeit, bevor viele moderne Erleichterungen Einzug gehalten hatten, und man kann sich vorstellen, welchen Strapazen die Füße der Bauern damals ausgesetzt waren. In Verbindung mit den harten Clogs erlitten sie deshalb wiederholte Mikrotraumata an ihren Fußknochen”, resümiert Waters-Rist.
Doch wie die Forscher betonen, handelt es sich bei physiologischen Schäden durch problematisches Schuhwerk nicht um ein Phänomen der Vergangenheit. “Man denke an High-Heels oder zu spitze Schuhe: Sie verengen Zehen und sorgen für ungünstige Belastungen, die unseren Gelenken schaden können. Wenn Bio-Archäologen in 100 oder 500 Jahren die Überreste unserer Fußknochen untersuchen, werden sie vielleicht sagen: Was um alles in der Welt haben diese Leute damals an den Füßen getragen”, so Waters-Rist.