Die Reformation ist nicht aus einer Krise der Kirche und der Frömmigkeit hervorgegangen, sondern aus dem Bedürfnis der Bevölkerung nach einer intensivierten Glaubenspraxis. Das ist die Kernthese eines Forschungsprojekts verschiedener mitteldeutscher Institutionen. Von der Vielgestaltigkeit der religiösen Alltagskultur des 15. und 16. Jahrhunderts kann man sich in einer großen Ausstellung im Museum am Lindenbühl in Mühlhausen (Kristanplatz 7, Tel. +49 (0)3601 8566-0) ein Bild machen. Sie stellt noch bis zum 13. April 2014 über 300 Objekte vor, die zum Teil noch nie zuvor der Öffentlichkeit zugänglich waren.
Die Pfarrkirche als umfassendes Heilsangebot, die Gemeinschaft der Lebenden und der Toten, Wunderglauben, Wallfahrten und Laienbruderschaften, Predigten, Prozessionen und geistliche Lektüre als Frömmigkeitspraxis – das sind nur einige der Themen der Schau. Zu sehen sind etwa Votivgaben aus Wallfahrtskirchen, ein Auferstehungschristus, der am Himmelfahrtstag durch ein Loch in der Kirchendecke emporgezogen wurde, oder Alltagsgegenstände mit religiöser Thematik.
Die Ausstellung wird vom 28. Mai bis zum 7. September 2014 im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig und vom 7. November 2014 bis zum 15. Februar 2015 im Kulturhistorischen Museum Magdeburg zu sehen sein. Der Katalog ist im Michael Imhof Verlag, Petersberg, erschienen.
Bild auf der Startseite: Sterbender Nikolaus, Detail des Nikolausaltars (um 1485) aus der Kirche St. Marien in Mühlhausen/Thüringen, Dauerleihgabe der Evangelischen Kirchgemeinde Mühlhausen. (Foto: Mühlhäuser Museen / Tino Sieland)