Hunde- und auffallend viele Hasenknochen: Funde in den Überresten einer steinzeitlichen Siedlung im heutigen Jordanien werfen neues Licht auf die Wurzeln der uralten Freundschaft zwischen Mensch und Hund. Den Archäologen zufolge zeichnet sich ab, dass die Vierbeiner eine große Hilfe bei der Jagd waren – vor allem auf kleinere Beutetiere wie Hasen.
Wie entstand die intensivste aller Tier-Mensch-Beziehungen? Klar ist: Der Hund ist aus dem Wolf hervorgegangen. Wo und wann die Raubtiere zu Freunden des Menschen wurden, ist allerdings noch immer unklar. Möglicherweise wurde der Wolf im Verlauf der letzten Eiszeit sogar mehrfach unabhängig voneinander in verschiedenen Regionen der Welt zum Haustier. Anschließend nahmen die Menschen ihre Gefährten dann bei ihrer Eroberung der Welt mit sich. Die Studie der Forscher um Lisa Yeomans von der Universität Kopenhagen beleuchtet in diesem Zusammenhang nun die frühe Geschichte der Hunde im Nahen Osten und deren mögliche Rolle für die dortigen Menschen.
Bei dem Fundort im Fokus der Archäologen handelt es sich um die Reste einer Siedlung im heutigen Nordosten Jordaniens. Zahlreiche Funde menschlicher Relikte belegen, dass in Shubayqa 6 im Verlauf der frühen Jungsteinzeit eine recht große Menschengruppe über einen langen Zeitraum hinweg gelebt hat. Neben den menschlichen Überresten fanden die Forscher auch Knochen von hundeartigen Tieren, die den Datierungen zufolge ab vor rund 11.500 Jahren im Siedlungsbereich gelebt haben.
Von Hunden verdaute Knochen
Dass in der Siedlung einst Hunde lebten, schließen die Forscher aus indirekten Hinweisen. “Die Untersuchung der Ansammlung von Tierknochen aus Shubayqa 6 ergab einen großen Anteil von Knochen mit klaren Anzeichen dafür, dass sie einen Verdauungstrakt durchlaufen haben“, berichtet Yeomans. „Diese Knochen sind allerdings so groß, dass sie nicht von Menschen geschluckt worden sein können“, erklärt die Wissenschaftlerin. Ihr zufolge legt dies nahe, dass die Knochen durch den Verdauungstrakt von Hunden gewandert sind. „Sie haben sie offenbar in der Siedlung aufgenommen und sie anschließend dort auch wieder über ihre Geschäftchen ausgeschieden“, so die Wissenschaftlerin.
Die Forscher konnten zudem dokumentieren, dass Shubayqa 6 das ganze Jahr über bewohnt war. Dies widerspricht einer zweiten möglichen Kritik an der Hunde-Theorie, wonach die Knochen von Wölfen stammen könnten, die den Ort besucht haben, wenn zeitweilig keine Einwohner da waren. Die Wissenschaftler sind sich somit sicher: Vor rund 11.500 Jahren lebten in Shubayqa 6 Hunde, die eng in alle Aspekte des Alltags der Menschen eingebunden waren und sich frei in der Siedlung bewegten.
Steinzeitliche Hasenjagd mit Hunden?
Doch welche Rolle haben die Tiere damals für die Menschen gespielt? Den Forschern zufolge wirft eine interessanter Parallele Licht auf diese Frage. Im Rahmen der Auswertungen der Knochenfunde und den zugehörigen Datierungen zeichnete sich ab: In der Zeit als die Hunde erstmals in der Siedlung auftauchten, stieg die Zahl der Hasenknochen deutlich an. Den Forschern zufolge erscheint ein Zusammenhang zwischen beiden Befunden plausibel: “Die Verwendung von Hunden für die Jagd nach kleinen, schnellen Beutetieren wie Hasen, könnte unsere Ergebnisse erklären“, sagt Lisa Yeomans. Diese Interpretation untermauert somit die Theorie, wonach die Karriere der Hunde anfangs vor allem mit ihrer Rolle als Jagdgehilfen zu tun hatte. Inwieweit die Hunde von Shubayqa 6 auch schon die Herzen der Menschen der Siedlung erobern konnten, bleibt der Vorstellungskraft überlassen.