Es ist kein vorgezogener Aprilscherz: Seit 2001 gibt es den „Welttoilettentag“, ausgerufen von der WTO (World Toilet Organization) und mit getragen von den Vereinten Nationen. Ziel des Tages, der jedes Jahr am 19. November begangen wird, ist es, auf eine ernste Problematik aufmerksam zu machen: Mehr als 2,7 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu ausreichend hygienischen Sanitäreinrichtungen – eine Notsituation, die gravierende gesundheitliche Folgen für die Betroffenen hat und sich ernsthaft auf soziale und ökonomische Verhältnisse auswirkt. Die sanitäre Situation zu verbessern ist eines der acht zentralen weltweiten „Millennium Development Goals“ der Vereinten Nationen, die bis 2015 erreicht werden sollen. Und ein Ziel des Welttoilettentages: Das gesellschaftliche Tabu, über Toiletten zu sprechen, soll gebrochen werden!
Die Ausstellung „Das stille Örtchen“ im Schwetzinger Schloss greift vor diesem Hintergrund durchaus ein Thema von großer Bedeutung auf, nur eben nicht vor dem aktuellen, sondern vor dem historischen Hintergrund. Mit der viel beachteten Ausstellung haben sich die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg eines Themas angenommen, das bisher kaum bearbeitet war – geschweige denn je in einer Ausstellung gezeigt wurde. Umso größer sind die Überraschungen, die man beim Besuch im Schwetzinger Schloss erlebt. Beim Gang durch Jahrtausende der Geschichte unseres Alltags und unserer ganz privaten Gewohnheiten und Rituale entdeckt man immer wieder Neues und Verblüffendes. Der Schwerpunkt der Schau liegt dabei auf der höfischen Kultur des 17. bis 19. Jahrhunderts; viele Exponate stammen aus den Schlössern der Kurpfalz.
Am Welttoilettentag wird der Kunsthistoriker Wolfgang Schröck-Schmidt um 11 Uhr in einer besonderen Führung mit dem Thema „Wohin mit den ‚Haimlichkeiten’?“ auf die Hygienevorstellungen bei Hofe und ihre Folgen eingehen.