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Handwerkskunst, aus der Not geboren

Geschichte|Archäologie

Handwerkskunst, aus der Not geboren
Die Herstellung von Weihnachtsschmuck hat im Erzgebirge eine lange Tradition. (Erzgebirge-Palast)

Raues Klima, hart arbeitende Bergleute – wie passt dies zur weltweit bekannten erzgebirgischen Holzkunst? Die Anfänge des traditionellen Kunsthandwerks in Sachsen und Böhmen entstanden aus der Not.

Mit dem Erzgebirge verbindet sich die Entwicklung des Bergbaus sowie der Aufbau und Niedergang zahlreicher Manufakturen. Eine Schriftquelle aus dem 9. Jahrhundert beschreibt das Erzgebirge als „Herzynischer Wald” (Urwald). Es war eine unberührte Landschaft mit rauem Klima, die für Ackerbau und Viehzucht ungeeignet war. Erst die Entdeckung großer Silbervorkommen im Jahr 1168 bot den wirtschaftlichen Anreiz zur Besiedlung.

Holzschnitzerei – vom Hobby zum Kunsthandwerk

Bergleuten, die Silber, Zinn und andere Erze in den Mittelgebirgen von Sachsen und Böhmen schürften, bot das Lebensumfeld kaum Freizeitmöglichkeiten oder die Chance, ihren Lohn durch zusätzliche Arbeit aufzubessern. Dem Anbau von Früchten oder Getreide widersprach das raue Klima. Ohne eigene Vorräte aber war an Tierzucht, wie sie beispielsweise viele Tauben züchtende Bergleute im Ruhrgebiet aufbauten, nicht zu denken. Nur den Rohstoff Holz lieferte die Natur in nahezu unbegrenzter Menge. So entstand die Schnitzerei als Hobby der Bergleute in Sachsen auf der Basis des preiswerten Rohstoffs.

Zum Kunsthandwerk entwickelte sich die Hobbyschnitzerei durch Kriege. Der Erzbergbau kam erstmals durch den Dreißigjährigen Krieg des (1618-1648) und erneut durch den Siebenjährigen Krieg (1756-1763) praktisch zum Erliegen. Durch den Aufbau zahlreicher Manufakturen, die sich mehrheitlich nicht als dauerhaft wettbewerbsfähig erweisen sollten, versuchten die Menschen zu überleben. Von mindestens 150 Manufakturgründungen bis 1800 berichten die Geschichtsbücher.

Zum Zentrum der Holzwaren- und Spielzeugherstellung entwickelte sich die sächsische Stadt Seiffen. Zunächst setzten die meisten Produzente dort darauf, Gebrauchsgegenstände herzustellen. Teller- und Spindeldreher ergänzten das einfache Messer als Werkzeug der Schnitzer. Schnell erkannten die Manufakturen jedoch, dass Alltagsgegenstände aus Holz kein Zukunftsmodell sein konnten. Andere Materialien für den täglichen Gebrauch ließen sich kostengünstiger fertigen und überzeugten die Käufer durch höhere Alltagstauglichkeit. Eine gesicherte wirtschaftliche Zukunft durften sich im Zeitalter der Industrialisierung nur Manufakturen ausrechnen, die etwas Besonderes herstellen. Einen guten Einblick in diese traditionelle Handwerkkunst gibt das Spielzeugmuseum in Seiffen.

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Nussknacker und Räuchermännchen – begehrte Holzkunst

Weltweites Ansehen genießt bis heute die Holzkunst aus dem Erzgebirge als zeitlose Weihnachtsdekoration. Der Nussknacker und das Räuchermännchen unter dem Weihnachtsbaum sowie die klassische Weihnachtspyramide schaffen seit Generationen Kindheitserinnerungen. Von Generation zu Generation werden die guten Stücke oft vererbt und durch neue Figuren ergänzt.

Die erzgebirgische Handwerkskunst unterscheidet sich bis heute kaum von ihren Ursprüngen des 18. Jahrhunderts. Gefertigt werden die traditionellen Figuren, Spieldosen, Schwibbögen, Weihnachtspyramiden und anderen Holzschnitzereien heute fast genauso, wie vor Hunderten von Jahren. Jedes Stück ist ein handgearbeitetes Unikat.

Vor allem die liebevolle Handarbeit unterscheidet die Werkstücke von Plagiaten, die den Markt überschwemmen. Der Begriff „Erzgebirgische Volkskunst” ist eine eingetragene Wortmarke des Verbandes erzgebirgischer Kunsthandwerker und Spielzeughersteller. Sie soll alle kunstgewerblichen Drechsler-, Schnitzer- und Tischlerwaren der Region vor der Zerstörung traditionellen Kunsthandwerks durch industrielle Plagiate schützen.

Quelle: Erzgebirge-Palast
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