An der Südküste Siziliens haben Archäologen eine der größten römischen Villen der Insel ausgegraben. Die fast 2.000 Jahre alten Ruinen erstrecken sich über 5.000 Quadratmeter. Die Römer nutzten diese Anlage offenbar nicht nur zum Wohnen, sondern auch als Fabrik für Keramik und Ziegel, wie neue Funde belegen.
Römer-Anlage an Siziliens Südküste
Dass in Realmonte an Südküste Siziliens einst eine römische Villa lag, wurde bereits im Jahr 1907 entdeckt, als Arbeiter beim Ausbau einer lokalen Eisenbahnlinie auf erste Ruinen stießen. In ersten Ausgrabungen fanden Archäologen auf dem Gelände kunstvolle römische Mosaike und die Überreste eines angelegten Gartens mit einem Brunnen aus Marmor. Weitere Teile der Villa Durrueli wurden von einem japanischen Grabungsteam in den 1980er Jahren freigelegt.
Doch wie groß diese römische Anlage tatsächlich war, haben erst jetzt neue Ausgrabungen von Forschern der University of South Florida enthüllt. Sie nutzten modernste Scantechniken, um die Ruinen aus der Luft und mittels Bodenmessungen zu kartieren. Auf Basis dieser Daten erstellten sie erstmals ein 3D-Modell der Villa und ihrer Umgebung. Zudem führten sie an vielversprechenden Stellen weitere Ausgrabungen durch.
;Virtueller Flug über die Ruinen der Villa Durreueli (Video: University of South Florida)
Ein überraschend großer Komplex
Das überraschende Ergebnis: Die Ruinen der Villa erstrecken sich über 5000 Quadratmeter. Es handelt sich damit um eine der größten und ältesten römischen Anlagen Siziliens, wie die Forscher berichten. “Dieser Ort ist einfach unglaublich”, kommentiert eine an der Ausgrabung beteiligte Studentin. Bei ihren Arbeiten legten die Archäologen Treppen, zahlreiche Räume und Wasserkanäle frei.
Den Datierungen nach waren die Gebäude wahrscheinlich vom zweiten bis zum siebten Jahrhundert in Gebrauch. Spuren von Umbauten deuten zudem darauf hin, dass die Anlage im fünften Jahrhundert noch einmal erneuert oder erweitert wurde. Sizilien gehörte zu den ersten römischen Kolonien außerhalb des italienischen Festlands. Die Insel stand seit 243 v. Chr. unter römischer Herrschaft.
Eine antike Fabrik
Unter den aktuellen Funden der Archäologen sind neben Lampen und Kochgeschirr auch große Mengen spätrömischer Keramik und Ziegel, aber auch Reste von Brennöfen. Daraus schließen die Wissenschaftler, dass diese Anlage von den Römern auch zur Produktion von Keramik und Ziegeln genutzt wurde.
“Eine wichtige Funktion dieser Siedlung war es offenbar, Geschirr, Ziegel und Keramikfliesen im industriellen Maßstab zu fertigen,”, berichtet Grabungsleiter Davide Tanasi. Der Export dieser Waren könnte zum Wohlstand der Insel in der späten Antike beigetragen haben, vermuten er und seine Kollegen. Noch ist die Anlage längst nicht in Gänze freigelegt. Die Archäologen planen daher, ihre Ausgrabungen im nächsten Jahr fortzusetzen.