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Faszination Nok-Kultur: Terrorgefahr erschwert Forschung

Geschichte|Archäologie

Faszination Nok-Kultur: Terrorgefahr erschwert Forschung
Eine Terrakottafigur wird an der Fundstelle Pangwari geborgen. (Foto: Peter Breunig)

Das deutsche Archäologenteam, das seit 2005 die Überreste der geheimnisvollen Nok-Kultur in Nigeria erforscht, bekommt erneut 1,6 Millionen Euro Forschungsförderung für die nächsten drei Jahre. Neben dieser erfreulichen Nachricht gibt es allerdings auch bedenkliche Neuigkeiten: Unruhen in Nigeria und Raubgräber machen das Projekt problematisch, berichten die Archäologen.

Die Kultur der Nok hat vor etwa 2000 Jahren die älteste Figuralkunst südlich der Sahara hervorgebracht. Das Team des Instituts für Archäologische Wissenschaften hat in den vergangenen Jahren bereits viele der faszinierenden Kunstschätze aus dem Boden Nigerias gefördert. Die Forscher hoffen nun in den kommenden drei Jahren auf weitere Funde und wollen auch mehr über die Lebensumstände der Nok-Kultur herausfinden. Die erneute Finanzierung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) macht dies möglich.

Leider können die Archäologen jedoch ihre Pläne momentan nicht umsetzen, berichten der Frankfurter Archäologe Peter Breunig und seine Kollegen. Die politischen Unruhen in Nigeria, vor allem die Anschläge der islamistischen Terrororganisation Boko Haram zwingen sie zum Alternativprogramm: „Das Sicherheitsrisiko für das Team ist zu groß, deshalb müssen wir die Feldarbeiten in Nigeria verschieben und der sich hoffentlich verbessernden Situation anpassen“, sagt Breunig. In der Zwischenzeit wollen die zehn Wissenschaftler „Hausaufgaben“ machen: Sie planen die bisherigen Funde der 79 Grabungsstellen auszuwerten sowie die Publikation und Internet-Präsentation der bisher zusammengetragenen Daten vorzuziehen.

Doch dies sei leider mit einem weiteren traurigen Aspekt des Projekts verbunden, betonen die Wissenschaftler: Die Raubgräber, die bereits seit Jahrzehnten in Nigeria nach den bis zu einem Meter großen Terrakottafiguren wühlen, lassen sich von den politischen Unruhen kaum stören – sie werden in der der Abwesenheit der Forscher vermutlich kräftig loslegen. „Die Skulpturen sind auf dem internationalen Kunstmarkt weiter sehr begehrt. Die Raubgräber zerstören auf der Suche nach diesen Schätzen systematisch eine Fundstelle nach der anderen“, bedauert Breunig.

Die Skulpturen, die auch heute noch so viele Menschen faszinieren, waren den Archäologen zufolge vermutlich Bestandteil von Ritualpraktiken, die am ehesten mit Ahnenkult in Verbindung zu bringen sind. Neben den Terrakotten haben die Forscher in den vergangenen Jahren allerdings auch Keramikgefäße, Steingeräte, Eisenobjekte und pflanzliche Reste entdeckt. Sie können wichtige Informationen über die Geschichte der Nok-Kultur liefern. „So lassen beispielsweise die Keramikgefäße, die sich in Form und Verzierung unterscheiden, Entwicklungsabschnitte erkennen, die eine Grundlage der Chronologie der Nok-Kultur bilden“, sagt Breunig.

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Die Untersuchungsergebnisse der pflanzlichen Reste können wiederum Hinweise über die Umwelt und die Wirtschaftsweise vor über 2000 Jahren liefern, sagt die Archäobotanikerin Katharina Neumann. Die Ergebnisse ihres Teilprojekts legen nahe, dass die Nok-Kultur nur wenige Kulturpflanzen genutzt hat. „Von Anfang an waren Hirse und eine Bohnenart, außerdem verschiedene Wildfrüchte vertreten; erst nach dem Ende der Nok-Kultur kamen die Ölpalme sowie ein ‚Fonio’ genanntes Getreide hinzu“, erläutert Neumann. Darin könnte wiederum ein Hinweis zur spannenden Frage stecken, warum die Nok-Kultur um 300 v. Chr. Verschwand. „Unter Umständen war die konservative Haltung der Menschen, die sich in ihrem begrenzten Kulturpflanzenspektrum und in der standardisierten Herstellung der Terrakotta-Skulpturen ausdrückt, mit ein Grund für das Verschwinden“, spekuliert die Forscherin.

Quelle: Goethe-Universität Frankfurt am Main / DAMALS
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