Zwischen 1835 und 1839 entstand an der Universität Königsberg ein Album, in dem ein Student seine Kommilitonen porträtierte. Dieses Kleinod wurde in Würzburg wissenschaftlich ausgewertet und editiert. Der Zeichner der Aquarelle war Wilhelm Schmiedeberg (ca. 1815 – 1865), der an der Albertus-Universität in Ostpreußen Jura und Philosophie studierte. Als Erinnerung an seine Kommilitonen hielt er viele von ihnen künstlerisch fest. Da das Album auch viele biographische Angaben enthält, ist es geradezu ein „Who is who“ der damaligen Königsberger Studenten und Studentenverbindungen, von den rund 400 Studenten, die die preußische Universität damals hatte, sind 167 in Schmiedebergs Album „Blätter der Erinnerung“ portraitiert.
Die detailgetreuen Aquarelle geben auch Einblick in die Frisuren- und Kleidermode dieser Zeit und spiegeln politische Geschehnisse wider. Manche Studenten tragen beispielsweise eine typische rote Mütze, die Konfederatka. Das zeigt die damalige Begeisterung für Polen, denn viele Studenten unterstützten in dieser Zeit die Freiheitsbestrebungen Polens gegenüber Russland.
Viele Gemälde sind mit handschriftlichen Kommentaren versehen. Neben dem Porträt eines Studenten zum Beispiel steht die Frage: „Wer erkennt mich?“, und darunter haben all die mit ihren Nachnamen unterschrieben, die den Porträtierten identifizieren konnten. Solche Einträge in Schmiedebergs „Gesichterbuch“ erinnern stark an heutige Gepflogenheiten auf Facebook.