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Erster Bischofspalast von Merseburg entdeckt

Geschichte|Archäologie

Erster Bischofspalast von Merseburg entdeckt
Bogen im Untergeschoss des mittelalterlichen Bischofssitzes
Blick auf die südliche Innenwand im Sockelgeschoss der Merseburger Martinikurie. Unter dem später eingefügten Tonnengewölbe ist das Mauerwerk des 11. Jahrhunderts noch in voller Geschosshöhe erhalten. © Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt/ Dirk Höhne

Merseburg in Sachsen-Anhalt war nicht nur eine wichtige Pfalz der ottonischen Herrscher, die Geschichte des Orts reicht Jahrtausende weiter zurück. Ausgrabungen auf dem Domhügel der Stadt haben nun überraschend gut erhaltene Reste des mittelalterlichen Bischofssitzes freigelegt. Dieser erste, im Jahr 1042 errichtete Bischofspalast war ein repräsentativer Saalbau, dessen Untergeschoss fast vollständig erhalten ist. Wie die Archäologen feststellten, ruhten die Mauern des mittelalterlichen Bauwerks auf den noch älteren Relikten eines mächtigen Walls aus der späten Bronzezeit.

Merseburg in Sachsen-Anhalt ist seit Jahrtausenden ein bedeutender Siedlungsplatz. Schon im 9. Jahrhundert wurde der Ort in einem Zehntverzeichnis erwähnt, im 10. Jahrhundert errichtete Heinrich I., Herzog von Sachsen und König des Ostfrankenreiches, in Merseburg seinen Königshof, später baute er diesen zur Pfalz aus. Unter seinem Sohn, Otto I., wurde Merseburg auch Bischofssitz. Architektonische Zeugnisse der ottonischen Ära finden sich in Merseburg noch heute vor allem auf dem Domhügel der Stadt, wie Ausgrabungen an verschiedenen Stellen dieses Areals gezeugt haben.

Ein repräsentativer Saalbau aus dem Mittelalter

Jetzt gibt es weitere Funde aus der sogenannten Martinikurie im äußersten Süden des Domhügels. Dabei handelt es sich um ein imposantes zweistöckiges Wohngebäude aus der Barockzeit, das 1735 fertiggestellt wurde. Im Zuge von Baumaßnahmen haben Archäologen des Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt im Sockelgeschoss des Baus archäologische und bauhistorische Untersuchungen durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass sich unter dem barocken Bauwerk die Reste eines viel älteren Vorgängerbaues verbergen. Es handelt sich um das fast vollständig erhaltene, kellerartige Untergeschoss eines Saalbaus, dessen 1,75 Meter starke Grundmauern noch in bis zu 3,40 Meter Höhe erhalten sind. Absätze im Mauerwerk und ein bauzeitlicher Pfeiler im Gebäudeinneren belegen, dass sich hierauf einst mindestens noch ein saalartiges Obergeschoss erhob.

Die Archäologen gehen davon aus, dass es sich hierbei um gut erhaltene Reste des ersten Bischofspalasts auf dem Domhügel handelt. Er wurde etwa zur Zeit der zweiten Weihe des Merseburger Doms im Jahr 1042 durch Bischof Hunold errichtet. “Der überraschend im Inneren der Martinikurie angetroffene, repräsentative Saalbau, der sich mit dem ersten Bischofspalast des Bistums Merseburg identifizieren lässt, ist von besonderer Bedeutung”, erläutert Landesarchäologe Harald Meller. “Es handelt sich bei dem in Sachsen-Anhalt einzigartigen Befund um eines der ältesten mit aufgehendem Mauerwerk erhaltenen Profangebäude im Land.” Mit seiner herrschaftlichen, Repräsentationszwecken dienenden Halle und der Größe des Gebäudes von 20 mal 10 Metern drückte dieser Bau das Selbstbewusstsein des 1004 erneut gegründeten Bistums aus.

Bronzezeitwall
Die unterste Steinlage des mittelalterlichen Mauerwerks steht direkt auf dem prähistorischen Wall. © Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt/ Dirk Höhne.

Bischofssitz auf Bronzezeitwall

Die Ausgrabungen in der Martinikurie legten aber auch noch weiter zurückreichende Relikte frei. Sie zeigen, dass der mittelalterliche Bischofssitz auf einer jahrtausendealten Wallanlage errichtet wurde. Die Reste dieses Walls reichen bis in eine Tiefe von etwa vier Metern unter dem mittelalterlichen Fußbodenniveau. Dieses Bauwerk umgab in der späten Bronzezeit und frühen Eisenzeit vor etwa 3.000 Jahren den gesamten Domhügel, wie die Archäologen erklären. Im frühen Mittelalter dienten diese Wälle dann als Grundlage für die karolingischen und ottonischen Befestigungen. Offensichtlich beeindruckten sie auch damals noch durch ihre Größe, wie historische Aufzeichnungen belegen.

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So berichtet Thietmar, der Merseburger Bischof und Chronist der Ottonenzeit, dass Heinrich I. das “römische Werk” in Merseburg mit einer Mauer verziert habe. Die Grabungsergebnisse an verschiedenen Stellen des Domhügels lassen laut den Archäologen inzwischen kaum noch Zweifel daran, dass es sich bei diesen “römischen Werk” um die prähistorische Wallanlage handelte. “Sachsen-Anhalt ist als geschichtsträchtiges Land immer wieder für Überraschungen gut. Das gilt auch für diesen Fund auf dem Merseburger Domhügel”, sagte der Ministerpräsident Sachsen-Anhalts, Reiner Haseloff, bei einem Besuch der Ausgrabungsstätte. “Es ist wichtig, diese Zeugnisse der Geschichte zu erforschen und zu bewahren. Sie helfen uns, unsere Landesgeschichte besser zu verstehen.”

Quelle: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt – Landesmuseum für Vorgeschichte

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