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Einem kaiserlichen Herz auf der Spur

Otto der Große

Einem kaiserlichen Herz auf der Spur
Blick auf die Kloster Memleben. In der rechten Bildhälfte ist der Garten zu sehen, unter dem sich das Vorgängergebäude der Monumentalkirche fortsetzt. © Thomas Jäger, Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt

Er gilt als Begründer des mittelalterlichen deutschen Imperiums – Kaiser Otto der Große steht im Fokus neuer Funde in Sachsen-Anhalt: Archäologen haben im Bereich der Klosterruine Memleben Hinweise auf den genauen Standort des Herrschersitzes entdeckt, in dem Otto I. im Jahre 973 starb. Zudem fanden sie die Überreste eines Bauelements im Kreuzgang der einstigen Klosterkirche, bei dem es sich möglicherweise um den Ruheort des Herzens des verehrten Herrschers handelt. Weitere Untersuchungsergebnisse könnten demnach nun zu spannenden Entdeckungen führen.

Der Blick richtet sich auf das einstige Kloster Memleben im Westen Sachsen-Anhalts – einen Ort mit großer geschichtlicher Bedeutung: Man nimmt an, dass irgendwo auf dem Areal einst eine Pfalz stand – ein mittelalterlicher Herrschersitz, in dem Könige und Kaiser bei ihren Rundreisen durch ihr Reich zeitweilig residierten. Im Fall Memlebens ist dies den Überlieferungen zufolge mit großer Prominenz verbunden: Im Jahr 936 starb dort König Heinrich I. und designierte auf dem Sterbebett seinen Sohn zum Nachfolger – den späteren Kaiser Otto I. Der berühmte Begründer des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation verstarb dann im Jahr 973 ebenfalls in der Pfalz Memleben.

Geheimnisvolle Geschichte

Einer Überlieferung aus dem beginnenden 11. Jahrhundert zufolge wurde der einbalsamierte Leichnam Ottos anschließend nach Magdeburg überführt. Sein Herz wurde jedoch entnommen und in der Kirche der Pfalz-Anlage beigesetzt. Wegen dieser Bedeutung machte anschließend sein Erbe, Kaiser Otto II., aus Memleben einen Ort des Gedenkens für seine Familie: Mit seiner Gemahlin Theophanu gründete er dort ein Benediktinerkloster samt monumentaler Kirche, das 979 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Nach einem zeitweiligen Bedeutungsverlust der Klosteranlage kam es im 13. Jahrhundert erneut zu einer Blüte. Damals wurden die alten Gebäude abgerissen und neue errichtet. Auf diese Zeit gehen die noch heute sichtbaren Ruinen zurück, die den erneuten Niedergang der Anlage in späterer Zeit überdauert haben.

Seit 2017 widmet sich ein Grabungsteam unter der Leitung des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt (LDA) der Erforschung der im Bereich der Klosterruine verborgenen Überreste der früheren Monumentalkirche von Otto II. sowie möglicher Spuren der einstigen Pfalz. Die jüngsten Ergebnisse bauen dabei auf vielversprechenden Funden im Vorjahr auf: Es zeigte sich, dass neu entdeckte Fundament-Spuren tatsächlich Überreste einer Baustruktur sind, die vor der Zeit Ottos II. auf dem Areal gestanden hat. Möglicherweise sind dies demnach Teile der Pfalz-Anlage aus der Zeit Heinrichs I. und Ottos des Großen. Diese Entdeckung ist deshalb so bedeutend, da bislang unklar ist, wo genau sich die Gebäude des ursprünglichen Herrschersitzes befanden. Denn unterschiedliche Stellen inner- und außerhalb des Geländes des Klosters kamen dabei infrage.

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Pfalz-Gebäude und ein Herz-Sanktuarium im Kreuzgang?

Konkret erwiesen sich die neuentdeckten Fundamente als Überreste eines etwa 9,20 Meter breiten Raumes, der offenbar zwei Portale besaß. Das gesamte Ausmaß der Baustruktur müssen aber erst weitere Untersuchungen klären. Allerdings wurde bereits deutlich, dass die Reste des Bauwerks von den tiefergreifenden Fundamenten der Nordostapsis der Monumentalkirche von Ottos II. durchschnitten werden. Dies bestätigt, dass die neuentdeckten Spuren von Baustrukturen stammen, die zuvor dort standen. Den Detailbefunden zufolge war das Gebäude sehr hochwertig konstruiert. Damit liegt nahe, dass es sich entweder um einen älteren Sakralbau oder ein repräsentatives Gebäude des Herrschersitzes gehandelt hat, in dem König Heinrich I. und Otto der Große gestorben sind. „Es ist somit nun erstmals gelungen, belastbare archäologische Hinweise auf den authentischen Ort der Pfalz zu identifizieren“, schreibt das LDA.

Neben dieser Entdeckung glückte den Archäologen noch ein weiterer, besonders spannender Fund: Sie stießen auf die Überreste einer Baustruktur im ehemaligen Kreuzgang der Monumentalkirche Kaiser Ottos II., bei der es sich um den Ruheort des Herzens Ottos des Großen handeln könnte: Möglicherweise war dies ein Sanktuarium – ein Ort zur Aufbewahrung und Verehrung der Reliquie des Herrschers. Dies würde zu einer Überlieferung aus dem 16. Jahrhundert passen, der zufolge sich im Kreuzgangbereich der Kirche das umgebettete Herz Ottos des Großen befunden hat, sagen die Experten. Allerdings geben sie zu bedenken, dass es sich bisher nur um eine heiße Spur handelt. Denn es könnte sich bei der Baustruktur auch um den Rest eines Grabmals einer anderen hochrangigen Persönlichkeit handeln.

Klären sollen dies nun weitere Untersuchungen. Man kann also gespannt sein, ob die Archäologen den Nebel um des Kaisers Herz in Memleben weiter lichten können.

Quelle: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt

Sie möchten mehr über Otto den Großen wissen? Hier geht es zu den Beiträgen unseres DAMALS-Titelthemas über den Erneuerer des Kaisertums!

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