Die „Graue Passion“, entstanden zwischen 1494 und 1500, gilt als das Hauptwerk Hans Holbeins des Älteren. Es besteht aus zwölf Tafeln, die ursprünglich die Außen- und Innenseiten zweier doppelseitig bemalter Flügel eines Passionsaltars bildeten und später für den Verkauf auseinandergesägt wurden. Der Name ergibt sich aus der ungewöhnlichen Maltechnik: Die Leidensgeschichte Christi gestaltete Holbein als Halbgrisaille, eine Fortentwicklung der Grau-in-Grau-Malerei. Die monochromen Töne wurden mit wenigen intensiv leuchtenden Farben kombiniert; die Figuren erhalten dadurch eine eindringliche Dramatik.
Die Staatsgalerie Stuttgart, die 2003 durch eine großangelegte Spendenaktion die zwölf Tafeln erwerben und restaurieren konnte, zeigt sie bis zum 20. März 2011 zusammen mit themengleichen Tafelbildern und Graphiken von bedeutenden Künstlern wie Jan van Eyck, Hans Memling, Albrecht Dürer oder Matthias Grünewald. Einen besonderen Akzent bildet die Dokumentation der umfänglichen Restaurierungsarbeiten. Sie hatten zum Ziel, die Tafeln wieder in einheitlicher Erscheinung präsentieren zu können, waren doch etliche durch Übermalungen oder fehlende Farbschichten entstellt. Außerdem wurde die bisher unerforschte Maltechnik Holbeins untersucht. Ein Film zeigt den Besuchern alle Arbeitsschritte der Restauratoren – ein ungewöhnlich intensiver Blick in die Werkstatt. Der umfangreiche Katalog zur Ausstellung ist im Verlag Hatje Cantz, Ostfildern, erschienen.