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Das älteste bekannte Mordopfer

Geschichte|Archäologie

Das älteste bekannte Mordopfer
Schädel mit den beiden Einschlagsspuren. (Javier Trueba / Madrid Scientific Films)

Todesursache eingeschlagener Schädel: Anthropologen haben den ältesten bekannten Mordfall der Menschheitsgeschichte aufgedeckt. Das Opfer war ein Urmensch, der vor 430.000 Jahren in Nordspanien gelebt hat. Darüber hinaus fanden die Forscher am Fundort Hinweise auf frühe Bestattungsrituale.

Die Überreste von insgesamt 28 Individuen wurden in den letzten Jahren in der nordspanischen Fundstätte Sima de los Huesos (zu deutsch „Knochengrube”) entdeckt. Datierungen zufolge lebten diese Vertreter der Gattung Homo vor etwa 430.000 Jahren. Sie repräsentierten Untersuchungen zufolge eine Übergangsform, die zur Entwicklung des Neandertalers in Europa führte.

Ein eingeschlagener Schädel

Unter den Überresten erregte ein Schädel die besondere Aufmerksamkeit der Forscher. Er besitzt zwei auffällige Löcher im Stirnbein über dem linken Auge. Um herauszufinden, was es mit diesen Spuren auf sich hat, nutzten die spanische Anthropologin Nohemi Sala und ihre Kollegen Methoden der modernen Forensik. Sie kamen zu dem Ergebnis: Die Löcher stammen von zwei unterschiedlichen Einschlägen des selben Gegenstands. Sie sind dem Opfer offenbar unmittelbar vor seinem Tod zugefügt worden, denn Spuren von Heilprozessen gibt es nicht.

Es sei sehr unwahrscheinlich, dass es sich um die Folgen eines Unfalls gehandelt, betonen die Forscher. Der offenbar wiederholte Schlag mit dem selben Gegenstand deutet hingegen auf einen Gewaltakt hin. Mit anderen Worten: Höchstwahrscheinlich ist dem Opfer vor 430.000 Jahren gezielt der Schädel eingeschlagen worden. Dies kann man als einen frühen Mord interpretieren, sagen die Forscher. Ihnen zufolge ist dieser Fall nun der
bislang ältesten Hinweis auf Aggression mit tödlichem Ausgang bei einem Vertretern des menschlichen Stammbaums. In diesem Ergebnis steckt wiederum die betrüblich Botschaft: Die Gewalt hat beim Menschen tiefe Wurzeln, meinen die Anthropologen.

Hinweise auf Bestattungsriten

Unklar ist bislang, wie das Opfer und auch die anderen 27 Individuen einst in die Sima de los Huesos gelangt sind. Sie lagen nämlich am Grund eines 13 Meter tiefen vertikalen Schachts, der sonst keine Zugänge besaß. Den Forschern zufolge gibt es nur zwei Erklärungsmöglichkeiten: Entweder die Urmenschen waren hier hineingestürzt oder man hatte sie nach dem Tod absichtlich in den Schacht geworfen. Die aktuellen Hinweise auf das Mordopfer unter den Überresten in der Sima de los Huesos machen nun Version zwei deutlich wahrscheinlicher. Die Forscher vermuten, dass es sich um eine Art Friedhof gehandelt haben könnte: Die Urmenschen brachten möglicherweise Verstorbenen hierher und machten den Schacht zu deren letzter Ruhestätte. Es könnte sich also um eine extrem frühe Form von Bestattungsritual gehandelt haben, spekulieren Sala und ihre Kollegen.

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Quelle: PLOS ONE | DOI:10.1371/journal.pone.0126589
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