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Blutwurst und Yak-Milch auf der Spur

Bronzezeit

Blutwurst und Yak-Milch auf der Spur
Solche metallenen Gefäße waren bei den eurasischen Steppen-Nomaden einst weit verbreitet. © Jamsranjav Bayarsaikhan & Bruce Worden

Mysteriöse Gefäße im Visier: Archäologen haben aufgedeckt, welchem Zweck charakteristische Bronzekessel dienten, die in der heutigen Mongolei häufig gefunden werden. Aus Proteinanalysen von Resten des Inhalts geht hervor, dass die mongolischen Nomaden darin Blut von Tieren sammelten – wahrscheinlich zur Herstellung von Würsten. Außerdem wurden Spuren von Yak-Milch in den rund 2700 Jahre alten Kesseln nachgewiesen. Es handelt sich dabei um den ältesten archäologischen Nachweis der Nutzung dieser besonderen Rinderart in den mongolischen Steppen, sagen die Forschenden.

Der Blick richtet sich auf eine zunächst entlegen wirkende Region, deren Bewohner aber wiederholt die Geschichte prägten: Die nordöstlichen Steppen Eurasiens waren die Heimat von Völkern, die schon früh das chinesische Kaiserreich bedrängten und Großreiche errichteten. Später brachte die Region im Bereich der heutigen Mongolei dann auch die gefürchteten Reitertruppen des Dschingis Khan hervor. Diese weitreichende Bedeutung macht die Erforschung der Geschichte der eurasischen Nomadenvölker besonders interessant.

Wie das Forschungsteam um Shevan Wilkin von der Universität Basel berichtet, wurden in der Region häufig bestimmte Gegenstände entdeckt, die bisher rätselhaft geblieben sind. Es handelt sich um charakteristisch geformte Metallkessel mit Henkeln, die aus der Bronze- beziehungsweise frühen Eisenzeit stammen. Neben den archäologischen Funden zeugen auch Felszeichnungen von der Bedeutung dieser Gefäße. Sie sind zwischen Abbildungen der Hütten der Nomaden zu erkennen. Wofür sie allerdings genau verwendet wurden, ist bisher unklar geblieben.

Reste des Inhalts analysiert

Um dem einstigen Inhalt dieser Gefäße auf die Spur zu kommen, haben Wilkin und ihre Kollegen nun zwei Exemplare untersucht, die im Norden der heutigen Mongolei gefunden wurden. Zur Altersbestimmung führte das Team zunächst eine Radiokarbondatierung anhand von Proben des Ledermaterials durch, in das die Gefäße aus Bronze eingewickelt waren. Sie sind demnach beide etwa 2700 Jahre alt und wurden somit von Nomaden der Region aus der späten Bronzezeit verwendet. Im Inneren stießen die Forschenden auf Verkrustungen, bei denen es sich offensichtlich um Überreste des einstigen Inhalts handelt. Diese Spuren unterzogen sie dann Analyseverfahren der Proteomik. Dabei können Eiweißstoffe identifiziert und anhand ihrer molekularen Merkmale bestimmten Ursprüngen zugeordnet werden.

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Wie die Forschenden berichten, ließen sich eindeutig die Reste von Blut nachweisen, das von Wiederkäuern wie Schafen und Ziegen stammt. „In verschiedenen historischen Berichten wird behauptet, dass die Steppenbewohner regelmäßig Blut tranken“, sagt Co-Autor Bryan Miller von der University of Michigan. In dem Befund sehen die Forschenden aber eher keinen Beleg für diesen angeblichen Brauch. Das Blut in den Kesseln war ihnen zufolge wohl kaum zum Trinken gedacht, sondern diente eher der Herstellung von haltbaren Produkten aus dem Tierblut. Denn Blutwürste gehören auch heute noch zu den typischen kulinarischen Spezialitäten der Mongolei. Zur Herstellung wird das Blut von Schlachttieren in Gefäßen gesammelt, mit anderen Zutaten gemischt und anschließend in Därme gefüllt. „Es liegt nahe, dass die Verarbeitung von Blut schon damals ein traditioneller Bestandteil der Nahrungskultur der Mongolei war“, sagt Wilkin.

Milch spezieller Nutztiere

Neben den Blutproteinen identifizierten die Forscher allerdings auch die Spuren von Milch in den Gefäßen. Das Besondere war dabei, dass sie die entsprechenden Proteine nicht nur Hausrindern, sondern auch speziellen Nutztieren zuordnen konnten: Yaks. Diese robuste Rinderart spielt bis heute eine wichtige Rolle in der mongolischen Viehwirtschaft. Wann diese Tradition dort allerdings genau begann, ist unklar. „Der Befund belegt nun, dass Yaks in der Mongolei bereits viel früher als bisher angenommen domestiziert und gemolken wurden“, sagt Wilkin.

Doch warum gibt es in den Kesseln Reste von Blut, aber zusätzlich auch von Milch? Wie das Team erklärt, gibt dafür zwei Erklärungsmöglichkeiten: Die Kessel könnten neben der Blutverarbeitung auch gelegentlich genutzt worden sein, um Joghurt herzustellen. Vielleicht kam die Milch aber auch bei der Wurstproduktion als Zutat zum Einsatz.

Quelle: Universität Basel, Fachartikel: Scientific Reports, doi:10.1038/s41598-024-60607-4

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