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1500 Jahre alter Goldschatz in Norwegen entdeckt

Geschichte|Archäologie

1500 Jahre alter Goldschatz in Norwegen entdeckt
Goldkette
So könnte die Goldkette vor rund 1500 Jahren im intakten Zustand ausgesehen haben. © Theo Eli Gil Bell/ Museum für Archäologie der Universität Stavanger

Archäologische Objekte aus Gold sind in Europa rar – umso spektakulärer ist ein jetzt in Norwegen gemachter Fund. Ein Hobby-Schatzsucher hat auf einer Insel der Stadt Stavanger einen Goldhort aus dem 6. Jh. entdeckt, der in Umfang und Inhalt außergewöhnlich ist. Er umfasst neun goldene Anhänger mit einem seltenen Motiv, zehn Goldperlen und drei Goldringe. Nach Aussagen von Experten ist dies der “Goldfund des Jahrhunderts in Norwegen”. Er gibt zudem Einblick in eine Umbruchszeit der skandinavischen Geschichte.

Der 51-jährige Norweger Erlend Bore ist in Bezug auf die Schatzsuche eigentlich ein Neuling: Erst im Frühjahr 2023 hatte er sich einen Metalldetektor gekauft – als Motivation, um von der Couch herunterzukommen. Doch schon im Sommer dieses Jahres wurde er unverhofft fündig. Als er mit dem Detektor an der Küste der Insel Rennesøy entlangging, die zum Stadtgebiet der westnorwegischen Hafenstadt Stavanger gehört, ertönte ein lautes Piepen. “Zuerst dachte sich, ich hätte nur Schokoladenmünzen in Goldfolie oder Spielgeld gefunden”, erinnert sich Bore.

Goldobjekte
Goldobjekte kurz nach dem Fund. © Museum für Archäologie der Universität Stavanger

“Goldfund des Jahrhunderts”

Nachdem im Laufe der weiteren Suche goldene Perlen und Ringe dazukamen, benachrichtigte Bore das Archäologische Museum der Universität Stavanger. Dort untersuchte der Archäologe Håkon Reiersen von der Universität Stavanger die Funde. Es zeigte sich: Die gefundenen Objekte sind aus echtem Gold und stammen aus dem sechsten Jahrhundert. Insgesamt umfasst der Fund zehn knapp einen Zentimeter große Goldperlen, drei Ringe aus spiralig gewundenem Golddraht und neun goldene Kettenanhänger, sogenannte Brakteaten. Dabei handelt es sich um einseitig geprägte, münzähnliche Goldscheiben.

“In Norwegen hat man seit dem 19. Jahrhundert keinen vergleichbaren Fund gemacht”, sagt Reiersen. “Auch für Skandinavien insgesamt sei dies eine sehr ungewöhnliche Entdeckung. Sein Kollege Ole Madsen, Direktor des Archäologischen Museums, spricht sogar vom “Goldfund des Jahrhunderts in Norwegen.” Ungewöhnlich daran ist nach Angaben der Forscher sowohl die Menge an Gold – es sind insgesamt gut 100 Gramm – als auch die Ausführung und Zahl der Schmuckstücke. “Die neun Brakteaten und die zehn Goldperlen bildeten einst eine beeindruckende Halskette”, sagt Reiersen. “Dieser Schmuck ist von kunstfertigen Juwelieren gefertigt und wurde einst von den Mächtigsten der Gesellschaft getragen.”

Münzanhänger mit ungewöhnlichem Motiv

Anders als normale Münzen dienten die in der Antike und Spätantike verbreiteten Brakteate nicht als Währung, sondern wurden als Schmuck getragen. Häufig verliehen Herrscher sie an verdiente Untertanen, die sie dann als Zeichen ihrer Loyalität und ihres hohen Status zur Schau stellten. Ursprünglich waren in Skandinavien nur Brakteaten verbreitet, die aus dem römischen Reich stammten. Erst ab dem 5.Jh. begannen dann die Skandinavier, auch selbst solche Anhänger herzustellen. Diese zeigten dann oft nordischen Gottheiten, darunter den Gott Odin. Bisher wurden in ganz Skandinavien erst rund tausend Gold-Brakteaten gefunden. “Es ist zudem extrem selten, so viele Brakteaten zusammen zu finden”, so Reiersen.

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Ungewöhnlich ist jedoch auch das auf den münzähnlichen Anhängern eingeprägte Motiv: “Die Symbole auf den Anhängern zeigen sonst meist den Gott Odin dabei, wie er gerade das Pferd seines Sohnes Baldur heilt”, erklärt der Brakteat-Spezialist Sigmund Oehrl vom Archäologischen Museum. “Dieser Mythos wurde als Symbol der Erneuerung und Wiederauferstehung angesehen und sollte dem Träger des Schmucks Schutz und gute Gesundheit verleihen.” Doch auf den neuentdeckten Brakteaten aus Rennesøy ist nur das Pferd zu sehen, ohne Odin. Oehrl sieht darin einen Hinweis auf eine Verselbstständigung des Symbols: “Ähnlich wie das christliche Symbol des Kreuzes, das sich etwa um die gleiche Zeit im römischen Reich ausbreitete, repräsentierte dieses Pferd Krankheit und Leid, aber gleichzeitig auch Hoffnung und neues Leben”, erklärt der Forscher.

Dies passt zu der Zeit, aus der diese goldenen Anhänger stammen: Die um 550 beginnende Zeitperiode markiert in Skandinavien die sogenannte Migrationsperiode – eine Zeit des Umbruchs, in der Seuchen, Missernten und ungünstige Klimabedingungen eine gesellschaftliche und politische Krise auslösten. “Die verlassenen Bauernhöfe aus dieser Zeit in Rogaland deuten darauf hin, dass die Krise diese Region besonders hart traf”, erklärt Reiersen. Dies könnte auch erklären, warum die Goldkette zusammen mit den Ringen nicht auf einem Friedhof als Grabbeigabe gefunden wurde: Wahrscheinlich vergrub man sie zum Schutz vor Raub, vielleicht aber auch als Opfergabe für die Götter, erklärt Reiersen.

Quelle: Universitetet i Stavanger

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