Roman Köster kennt sich aus mit Müll. Bereits in seiner Habilitationsschrift befasste sich der Historiker mit der deutschen Abfallwirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg. Sein neues Buch holt deutlich weiter aus, denn es ist keinesfalls so, dass die Menschen erst seit dem 20. Jahrhundert Dinge wegwerfen und Müllberge produzieren – schon der Dichter Juvenal bezeichnete das antike Rom als einen Schweinestall.
Köster erzählt kenntnisreich und zugleich unterhaltsam davon, wie die Menschheit seit ihrer Frühgeschichte überall auf der Welt Abfall produzierte und vor allem: Wie sie versuchte, ihn zu beseitigen oder wiederzuverwerten. Denn auch wenn Müllprobleme kein modernes Phänomen sind, so hat sich doch durch die Geschichte hindurch der Umgang mit ihnen immer wieder verändert: In der Vormoderne waren Abfälle eher ein praktisches Problem. Sie verursachten Gestank und behinderten den Verkehr. Mit der stark zunehmenden Urbanisierung im Lauf des 18. Jahrhunderts stieg die Aufmerksamkeit für hygienische Probleme, die durch Abfall erzeugt wurden und Krankheiten wie Typhus und Cholera begünstigten. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde immer deutlicher, dass viele Arten von Müll große Gefahren für unsere Umwelt bergen. Kösters kluges und aufrüttelndes Buch bietet viele Anknüpfungspunkte für aktuelle Debatten.
Rezension: Dr. Anna Joisten
Roman Köster
Müll
Eine schmutzige Geschichte der Menschheit
Verlag C. H. Beck, München 2023, 422 Seiten, € 29,–