Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Einem Poseidon-Heiligtum auf der Spur

Antikes Griechenland

Einem Poseidon-Heiligtum auf der Spur
Darstellung der bisher entdeckten Überreste des rund 30 Meter langen Tempels aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. © ÖAW-ÖAI/Marie Kräker

War dies der Haupttempel des heiligen Bezirks des Gottes Poseidon? Neue Ausgrabungen haben weitere Details eines 2022 entdeckten Kultgebäudes im Westen der griechischen Halbinsel Peloponnes ans Licht gebracht. Der säulengeschmückte Bau aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. war demnach monumentaler als bisher gedacht und ungewöhnlich gestaltet. Außerdem zeichnen sich Spuren einer Renovierung um 300 v. Chr. ab. Wie die Archäologen erklären, bestätigen die neuen Funde die Annahme, dass es sich um ein Hauptgebäude eines religiösen Zentrums gehandelt hat, das in der Fundregion vermutet wird.

Einst soll sich ein bedeutendes Heiligtum des Meeresgottes Poseidon an der Westküste der Peloponnes befunden haben. Von diesem Kultzentrum in der Region Triphylien berichtet der antike griechische Geschichtsschreiber und Geograph Strabon in überlieferten Schriften. Schon lange wurde vermutet, dass sich der Ort unterhalb der antiken Festungsreste von Samikon befand. Im Jahr 2022 schien sich dies zu bestätigen: Ein Grabungsteam der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und des griechischen Kulturministeriums entdeckte am Fuß des Festungsberges die Überreste eines großen Gebäudes, das vermutlich zu diesem alten Tempelbezirk gehörte. Nun berichtet das ÖAW über die weiteren Ergebnisse der Ausgrabungen in Kleidi-Samikon.

Ein ungewöhnlicher Doppeltempel oder Kultort mit zwei Sälen

Die Entdeckungen von 2023 haben demnach gezeigt, dass das Gebäude noch eindrucksvollere Dimensionen besessen hat als anfangs vermutet. Denn was die Archäologen zunächst als eine Vorhalle interpretiert hatten, stellte sich als ein weiterer Raum heraus. Daraus ergab sich nun auch ein Gesamteindruck der Gebäudestruktur. Demnach handelt es sich um einen säulengeschmückten Bau von rund 30 Meter Länge und zehn Meter Breite.

Basis einer Säule, die einst das Dach des Gebäudes stützte. © ÖAW-ÖAI/Marie Kräker

„Wir haben einen archaischen Tempel vor uns, der aus zwei Haupträumen bestand. Dazu gehört eine Mittelreihe aus Säulen, die wir in der ersten Halle fanden, und die das große, mit Dachziegeln bedeckte Dach stützten. Man darf annehmen, dass es solche Säulen auch im zweiten Raum gab“, sagt Birgitta Eder von der ÖAW.

Anzeige

Welche Funktion die beiden Räume besaßen, bleibt bisher allerdings unklar. „Der Grundriss des Tempels ist ungewöhnlich. Bisher kennen wir keine vergleichbaren Bauwerke“, sagt Eder. Möglich ist dem Team zufolge, dass es sich um eine Art Doppeltempel gehandelt hat, der zwei unterschiedlichen rituellen Zwecken gedient hat. Vielleicht wurde einer der beiden Säle aber auch als Versammlungsort für den lockeren Bund der Städte der Region Triphylien genutzt. Diese als Amphiktyonie bezeichnete Einheit auf religiös-kultureller Basis widmete sich dem gemeinsamen Erhalt des Heiligtums, erklären die Experten.

Zwei Bauphasen zeichnen sich ab

In den Ausgrabungsergebnissen zeichnet sich außerdem eine spätere Veränderung des Gebäudes ab, berichten die Archäologen. „In der zweiten Hälfte des 4. oder der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts v. Chr. wurde der archaische Tempel aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. umgestaltet“, sagt Erofili-Iris Kolia vom griechischen Kulturministerium. „Dabei wurden die alten Dachziegel gleichmäßig als Untergrund für den neuen Fußboden aufgebracht. Sie dienten als Dämmung gegen das Grundwasser und zur Stabilisierung des Bodens. Etwas, das bis heute funktioniert, denn an den Stellen, wo Ziegel fehlen, ist der Boden feucht und schlammig“, sagt die Archäologin. Zu den beiden Bauphasen passen außerdem weitere Funde, berichtet das Team. Es handelt sich dabei um Überreste von Keramikgefäßen, die aus archaischer, aber auch aus spätklassischer Zeit bis zur Ära Alexanders des Großen stammen.

Wie das Team abschließend betont, gibt es möglicherweise noch viel Interessantes an dem Ausgrabungsort zu entdecken. Denn die Beschreibung des antiken Autors Strabon lässt komplexe Strukturen des Poseidon-Heiligtums vermuten. Es könnten sich demnach noch weitere Tempelgebäude, Altäre, Schatzhäuser, eine Prozessionsstraße oder Schreine für Weihegeschenke im Untergrund des Ausgrabungsbereichs verbergen.

Quelle: Österreichische Akademie der Wissenschaften

Anzeige
DAMALS | Aktuelles Heft
DAMALS in den sozialen Medien
Bildband DAMALS Galerie
Der Podcast zur Geschichte

Geschichten von Alexander dem Großen bis ins 21. Jahrhundert. 2x im Monat reden zwei Historiker über ein Thema aus der Geschichte. In Kooperation mit DAMALS - Das Magazin für Geschichte.
Hören Sie hier die aktuelle Episode:
 
Anzeige
Aktueller Buchtipp
Wissenschaftslexikon

Ap|fel|si|nen|baum  〈m. 1u; Bot.〉 aus China stammendes Zitrusgewächs: Citrus Aurantium sinensis

Reep  〈n. 11; Mar.〉 Tau, Seil [<mnddt. rep(e), … mehr

Gu|ar|ne|ri  〈f. 10; Mus.〉 in der Werkstatt der ital. Geigenbauerfamilie Guarneri angefertigte Geige (aus dem 17. u. 18. Jh.)

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige